Hannah Mangold ist eine Polizistin, die nichts mehr erschüttern kann. Sie musste mit ansehen, wie die Freundin ihrer Tochter erschossen wurde. In ihrem eigenen Haus. Es folgte ein monatelanger Aufenthalt in der Psychiatrie. Sie ist so weit wieder gestärkt, dass sie glaubt, dem Leben „draußen“ gewachsen zu sein. Sie soll sogar in ihr altes Dezernat zurückkehren – allerdings ohne Waffe und nicht mehr als Dienststellenleiterin. Der neue Chef Uli Habermann stellt ihr die eigenwillige Lucy Palm zur Seite. Die ist nicht gerade begeistert, dass gerade ihr „die Irre“ zugeteilt wird. Nach der ersten gemeinsamen „Aktion“ ist sie allerdings dann doch ziemlich beeindruckt von ihrer neuen Kollegin. Die beiden bekommen es mit zwei perfiden Mördern zu tun. Um den einen zu überführen, muss Mangold nur ein intensives Gespräch führen – dabei fährt sie ihre Wahrnehmungsantennen aus und wirft ihren Kombinationsturbo an. Allerdings entkommt der Serienvergewaltiger und Mörder – und findet in Lucy Palm ein neues Objekt seiner kranken Begierde. Ein nicht minder pathologischer Fall scheint der Psychoanalytiker Dr. Gerber zu sein. Bei ihm war Hannahs manisch-depressive Freundin Svenja in Behandlung. Diesen sadistischen Manipulator, der seine attraktiven Patientinnen in den Tod treibt, zu überführen, ist fast unmöglich. Aber Hannah setzt alle Mittel ein.
Foto: Sat 1 / Conny Klein
Soundtrack:
Cat Power („New York“ & „Breathless„), Mark Pickerel („Snake in the Radio“), The Stranglers („Golden Brown„), Jolie Holland („Poor Girl“), The Teenagers („Fuck Nicole“ & „We are the Teenagers“), The Cure („Love Cats“), Joss Stone („Fell in love with a boy„), King Floyd („Groove me„), Portishead („The Rip“)
„Hannah Mangold & Lucy Palm“ ist der Pilotfilm für eine Sat-1-Krimirehe. Das Konzept ist überzeugend, die Heldinnen sind stark (weil sie auch schwache Momente haben) und der erste Fall, der hoffentlich nicht letzte Fall sein wird, gerät zu einem hoch spannenden Krimi mit Thrillermomenten. Michael Proehl, Matthias Tuchmann und Florian Schwarz haben hier etwas auf die Beine gestellt, das sich zwischen dem bewegt, was Sat 1 in besseren Tagen im Genre Thriller produzierte, und jenen Samstagskrimis im ZDF, in denen Frauen psychologisch auf Mörderjagd gehen. Dabei besitzt „Mangold & Palm“ (so müsste die Reihe besser heißen!) noch genug Drama und Charaktertiefe um nicht als reines Spannungsmaschinchen durchzugehen. „Mir fällt keine deutsche Krimi-Reihe ein, die vergleichbar wäre.“ Produzentin Alicia Remirez, einst Sat-1-Fiktion-Chefin, die die Figur von Hannah Mangold nach den Erfahrungen mit ihrem eigenen Burnout entwickelt hat, liegt richtig mit ihrer Behauptung.
Foto: Sat 1 / Conny Klein
Anja Kling, die in den letzten Jahren immer besser wird, ist als Leuchtrakete für diese Reihe die beste Wahl. Remirez: „Sie lässt uns tief in die Seele ihrer Figur blicken – das führt zu einer Intensität und Spannung, wie man es selten sieht. Man kriecht förmlich in den Kopf Hannah Mangolds.“ Auch das kann man als Kritiker nur unterstreichen. Mit der Theaterschauspielerin Britta Hammelstein, bekannt aus der Serie „Der Winzerkönig“, hat Sat 1 ebenfalls einen guten Griff getan. Und auch Dirk Borchardt, Patrick von Blume und Fahri Yardim, drei physische Typen, beleben die zweite Reihe dieser Krimi-„Frauensache“. Sehr überzeugend zwischen vordergründig obsessiv und doppelbödig bedrohlich auch die beiden Darsteller der „Bösen“: Marek Harloff und Bernhard Schütz. Und Regie und Kamera zaubern eine durchgängig spannende Atmosphäre, die durch ein fein akzentuiertes Sounddesign sinnlich verstärkt wird.