Tierisch verknallt

Oliver Mommsen, Jasmin Gerat und sprechende Tiere mit schweinischer Note

Foto: Sat 1 / Hardy Spitz
Foto Rainer Tittelbach

Ein Architekt, der ewig seiner toten Frau nachtrauert. Eine Untermieterin mit „Knackarsch“. Zwei sprechende Haustiere unterwegs in der Mission „Ein Weibchen für Peter“. Die Sat-1-Komödie „Tierisch verknallt“ ist so übertrieben albern und blödsinnig zusammengeklaut, dass es schon wieder gut ist. Der Film bedient nicht nur die kommerzielle Marke „Family Entertainment nach US-Vorbild“ mit Kindern, putzigen Tierchen und 3-D-Tricks, sondern er ist auch eine Romantic Comedy mit schweinischer Note, bei der sich Spiel und Romantik gekonnt die Waage halten. Mommsen und Gerat sind in ihren Rollen supersympathisch.

Der Architekt Peter Sommer hängt noch immer an seiner verstorbenen Frau. Er trinkt ihre Tees, er hört ihre Musik – und er bringt es nicht fertig, die Einliegerwohnung in seinem Haus zu vermieten, weil es einst die Räume ihrer Tierarztpraxis waren. Sohn Jan sorgt sich ums Seelenheil seines Vaters. Lisa wäre genau die Richtige. Peter braucht etwas Anschub – dann akzeptiert er sie als Untermieterin. Jetzt kann die Operation „Ein Weibchen für Peter“ anlaufen. Organisiert wird sie von Hausschwein Paula und Terrier Johnny. In beide ist eines Nachts der Geist der toten Mutter gefahren, die es offenbar auch nicht mehr mit ansehen kann, wie ihr attraktiver Mann sein Leben vergeudet. Der besondere Clou: Hund und Schwein können fortan sprechen. Als der irritierte Peter deshalb eine Psychologin aufsucht, weiß diese sofort Bescheid: „Diese sprechenden Tiere sind Manifestationen ihres Unterbewusstseins. Sie verkörpern Ihre Sehnsüchte, die von Ihrem Ich blockiert werden.“ Und was sagen die Tiere? „Du musst dich endlich mal wieder paaren. Achte auf Weibchen, die dir den Hintern zeigen.“

Tierisch verknalltFoto: Sat 1 / Hardy Spitz
Jan (Max Boekhoff) ist begeistert von der Untermieterin (Jasmin Gerat). „Die hat einen tollen Po.“ Sie und der Vater des Jungen (Oliver Mommsen) liegen sich ständig in den Haaren. Die mögen sich, merkt er. Was kommen wird, ahnt auch der Zuschauer.

Erster Eindruck, „Tierisch verknallt“ ist so übertrieben albern und wild zusammengeklaut, dass, zweiter Eindruck, es schon wieder gut ist. Man hat das Gefühl, dass die kreativ Verantwortlichen sehr wohl gewusst haben, was sie da machen. Das Sat-1-Movie bedient nicht nur die kommerzielle Marke „Family Entertainment nach amerikanischem Vorbild“ mit Kindern, putzigen Tierchen und 3-D-Tricks, sondern er ist vor allem auch eine romantische Komödie mit schweinischer Note – sprich: versauten Sprüchen. Der 12-jährige Sohnemann erkennt zwar auch, dass diese Lisa, wie immer prächtig aufgelegt von Jasmin Gerat gespielt, einen „tollen Po“ hat, der Kollege schwärmt vom „Knackarsch“, doch die Tiere sagen noch deutlicher, was Sache ist: „Ein echt scharfes Weibchen“. Sie können diesen „typischen Fall von eingeklemmtem Schwanz“ nicht verstehen. „Vielleicht hat er seine Eier in der anderen Hose vergessen?“, spekuliert Johnny. Die Voraussetzung, um Spaß an dem Film zu haben: Diesen Witz muss man mögen. Komiktheoretisch ist das fast lehrbuchhaft: Bergson & Freud hätten ihren Spaß daran. Auch Loriot kommt einem in den Sinn: „Mein Hund kann sprechen.“

Die Handlung um den im Innern seines Herzens noch immer um die tote Frau trauernden Architekten, der auch bei seiner Arbeit nicht vom Althergebrachten lassen kann und dem ausgerechnet seine Untermieterin als Ko-Architektin an die Seite gestellt wird, diese Handlung ist der übliche Vorwand, um zwei liebenswerten, sympathischen Menschen auf ihrem Weg zueinander folgen zu können. Der Film mag simpel geplottet sein, ein bisschen oberflächlich spekulativ „versaut“ – man kann ihn aber auch ganz anders sehen: als eine Komödie, die sowohl das Thema als auch das Funktionsprinzip einer solchen Romantic Comedy prima auf den Punkt bringt. Natürlich hat Lisa/Gerat einen Knackarsch, natürlich ist das mit ein Grund, weshalb sich männliche Zuschauer in diese romantische Komödie verlaufen. Und natürlich ist Peter/Mommsen einer, den viele Zuschauer mit Kusshand gegen ihren Ehemann eintauschen würden. Die tierische Kommentierung des menschlichen Balzverhaltens tut ein Übriges in Sachen Ehrlichkeit. Und so ist der erste Eindruck, ein völlig blödsinniger Film, gleichwohl völliger Blödsinn! Und noch was: die Figuren besitzen durchaus Psychologie, Spiel und Romantik halten sich überzeugend die Waage, der Soundtrack ist tierisch gut, der Witz nicht nur schweinisch: „Das läuft ja super“, kommentiert der Hund die Beziehung des Menschenpaars. „Immerhin hat sie ihn nicht gebissen.“ (Text-Stand: 6.2.2012)

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Fernsehfilm

Sat 1

Mit Oliver Mommsen, Jasmin Gerat, Max Boekhoff, Mathias Schlung, Anja Nejarri, Roman Knizka Tierstimmen: Michael Kessler, Esther Schweins, Ulrike Stürzbecher

Kamera: Felix Cramer

Schnitt: Achim Seidel

Musik: Andy Groll

Soundtrack: Ingrid Michaelson („Be ok“)

Produktionsfirma: Phoenix Film

Drehbuch: Sarah Augstein, Klaus Rohne

Regie: Christian Theede

Quote: 3,26 Mio. Zuschauer (10,5% MA)

EA: 13.03.2012 20:15 Uhr | Sat 1

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