Der Gegensatz zwischen diesem Weihnachtsmärchen des ZDF und der Märchenstaffel der ARD („Acht auf einen Streich“) ist offenkundig: Die Adaptionen Grimmscher Märchen im „Ersten“ sind in charmanter und freundlicher; außerdem wirken sie schon allein durch die verschwenderische Besetzung selbst kleinster Sprechrollen aufwändiger. Hans-Günther Bücking bevorzugt in seiner Umsetzung zudem eine eher düstere Bildsprache. Dem Geist der Vorlage mag das angemessen sein, aber sein Film wirkt dadurch vergleichsweise freudlos.
Auf der anderen Seite weicht das Drehbuch gegen Ende in entscheidenden Aspekten aus unerklärlichen Gründen und völlig unnötig vom Märchen ab. Im Kern aber ist die Adaption sehr werkgetreu: Ein ebenso grimmiger wie gieriger König (Leonard Lansink) erfährt, dass laut Weissagung ein armer Waisenjunge dereinst seine Tochter heiraten werde. Er setzt das Kind in einem Weidenkörbchen auf dem Fluss aus. Eine Müllerin rettet den Jungen. Jahre später kreuzen sich die Wege erneut. Als dem König klar wird, wer der hilfsbereite Müllerssohn Hans ist, schickt er ihn mit einer Botschaft zum Schloss: Der Henker soll ihn umbringen. Im Wald fällt Hans unter die Räuber, die lesen den Brief und schreiben eine neue Nachricht: Die Königin soll Hans mit der Prinzessin verheiraten. An dieser Stelle wird die Geschichte durch eine leichte Variation sogar plausibler: Während das junge Paar bei Grimm noch vor der Rückkehr des König heiratet, ist es im Film erst verlobt. Der böse Schwiegervater in spe kann aus seiner Sicht das Schlimmste also noch verhindern, wenn er den jungen Mann buchstäblich zur Hölle wünscht: Hochzeit werde nur dann gefeiert, wenn Hans dem Teufel seine drei goldenen Haare klaut; jetzt geht die Heldenreise erst richtig los.
So gelungen Beelzebubs in glühendes Rot gehaltenes und von kochender Lava umgebenes Domizil auch ist: Der Hausherr ist etwas enttäuschend, weil Fritz Karl den Teufel als übergewichtigen, weinerlichen Spießer verkörpert; diabolisch ist er kein bisschen. Kein Wunder, dass die Menschen keinen Respekt mehr vor ihm haben, auch wenn er selbst das darauf zurückführt, dass der König so ein grausamer Herrscher sei. Mit Hilfe der Großmutter des Teufels gelangt Hans in den Besitz der Haare, und weil er dank der Redseligkeit des Höllenfürsten auf dem Heimweg diversen Mitmenschen zu ihrem Glück verhelfen kann, kehrt er im Märchen mit Säcken voller Gold an den Königshof zurück. Im Film aber hat er bloß einen goldenen Apfel und ein Pferd dabei, weshalb nicht ganz einzusehen ist, warum sich der König ebenfalls auf den Weg zur Hölle macht und so seine gerechte Strafe erfährt.
Und noch ein Wort zur Besetzung: Während die Liebespaare in den ARD-Märchen durchweg interessant und reizvoll besetzt sind, ist das Pärchen in diesem Film (Belà Baptiste, Ina Alice Kopp) ein bisschen langweilig; und Oliver Korittke als ständig über die ewigen Kutschfahrten jammernder Nebenbuhler für Hans bloß eine Nervensäge. (Text-Stand: 26.12.2009)