Die junge Ärztin Sophie Schöner kehrt nach ihrer Ausbildung in Chinesischer Medizin nach Deutschland zurück. In Berlin tritt sie eine eigens für sie eingerichtete Stelle in einer angesehenen Klinik an. Hier praktiziert der Star-Chirurg Dr. Wunderlich, ein überzeugter Anhänger der Schulmedizin. Ausgerechnet seiner Abteilung wird die Frau, die mit den Nadeln heilt, zugeordnet. Das heilige Cortison und die Allmacht des Skalpells bekommen Konkurrenz. Das gefällt Dr. Wu ganz und gar nicht – allerdings die Frau gefällt ihm schon. Das Ergebnis: diese Sophie Schöner macht ihn rasend. Und so radelt er eifersüchtig in „eine hübsche, kleine Amnesie“. Den Traum vom Chefsessel will er trotz allem nicht aufgeben. Doch dafür muss er die ihm zunehmend ans Herz gewachsene Alternativheilerin zum Bauernopfer machen. Dabei wollte der untreue Gatte und schlechte Vater doch kein Arschloch mehr sein.
„Mich hat die Idee einer Screwball-Komödie gereizt. Die Überhöhung beim Spielen, die Schnelligkeit, der Schlagabtausch in den Dialogen, das fand ich toll und spannend auszuprobieren.“ (Christiane Paul)
Foto: ZDF / Domonkos
Der Befund: die Komödie war lange Zeit ein Sorgenkind hierzulande. Lachverbot, Energiestau, Geschmacksverirrung lautet in vielen Fällen noch immer die Diagnose. Man muss sich nur die Sat-1-Komödien 2010 anschauen oder das vergeigte ZDF-Lustspiel „Trau niemals deinem Chef“. Doch die Deutschen können auch anders. „Helen, Fred und Ted“, „Angsthasen“, „Leo“, „Erntedank“ oder „Klimawechsel“ fallen einem aus den letzten Jahren ein. Und auch die Serien-Comedy hat mit „Türkisch für Anfänger“, „Dr. Psycho“ und „Doctor’s Diary“ einigermaßen zur internationalen Konkurrenz aufgeschlossen. „Der Doc und die Hexe“ ist ein weiteres gelungenes Beispiel für das Genre, das ein Sorgenkind-Genre auch deshalb ist, weil das Lachen im Land der Denker – insbesondere bei (Fernseh-)Kritikern und Preis-Jurys einen schweren Stand hat. Drehbuchautorin Gerlinde Wolf hat Vieles berücksichtigt, was eine gute Komödie ausmacht: ein Konfliktthema, das den Menschen (körperlich) nahe geht; Figuren, die einem rasch ans Herz wachsen; ein übersichtliches, zwischenmenschliches Milieu, das zwar angstbesetzt ist, aber dafür jedem wohlbekannt; eine 100%ige Sympathiefigur, die etwas andere Ärztin unseres Vertrauens, und ein liebenswerter Kotzbrocken („Doctor’s Diary“ erprobt); reichlich Situationskomik und dramatisch-emotionale Momente als Kontrast.
Das alles kräftig durchzuschütteln – damit ist es nicht getan. Dabei kommt oft zu viel Romantik heraus. Intrige und Liebe, Operation am offenen Herzen und einen tragischen Unterton, Witz, Ironie und Screwball-Touch unter einen Hut zu kriegen – das ist die große Kunst bei einer 180-minütigen Komödie. Das ist schwieriger als bei einer Sitcom, bei der man sich mit einem schnellen, guten Gag retten kann. Ein Spielfilm aber hat andere dramaturgische Verbindlichkeiten und ein anderes Tempo. Apropos Tempo: Christiane Paul ist die Frau für die Geschwindigkeit, während Dominik Raacke für die Erdung zuständig ist, wenn sein Dr. Wu nicht gerade mal wieder seinen Kopf verloren hat. Paul und Raacke sind ein ideales Paar, aber auch die anderen 10 Schauspieler und Figuren aus der zweiten Reihe tupfen sehr selbstbewusst ihre Farben ins Spiel. Schade nur, dass kein einziger gegen sein Image besetzt wurde: Sass ist die schräge Mutter, Möhring der gute Freund, Esther Schweins die genervte Ehefrau, Uhlig die abgebrühte Geschäftsfrau, Ellert der Vorzimmerdrachen und Lerchbaumer der Chef zum Gernhaben, der zwischendurch mal eben Ernst Jandl rezitiert. Sicher bringt diese von Vivian Naefe mit leichter Hand inszenierte, gut getimte Komödie nicht die Erleuchtung ins Zwerchfell, aber immerhin ist sie ein Beweis dafür, dass es durchaus komisch werden kann, wenn sich die richtigen Leute zusammentun. Das Befinden nach zwei Abenden „Der Doc und die Hexe“: der Patient, äh, Zuschauer ist wohlauf!