Ein amerikanischer Hedge-Fonds-Manager wird vom Balkon eines Berliner Szene-Lokals gestoßen. Ein tiefer Fall. Durchaus eine Spur Symbolgehalt hat Autor Hartmann Schmige in diese Mordvariante geschmuggelt. Ansonsten aber ist es kriminalistische Knochenarbeit für die Herren Ritter und Stark. Denn sie müssen die Gästeliste jenes Clubs abarbeiten, in dem für gewöhnlich reiche Männer und schöne Frauen ihre Geschäfte besiegeln. In der Mordnacht aber verliefen sich auch Normalsterbliche in das Luxus-Etablissement: eine Jungjournalistin, die die Methoden des Toten ausspionieren sollte, sich aber in ihn verliebte, ihr eifersüchtiger Freund und ein braver Betriebsratsvorsitzender, der auch mal etwas abhaben wollte vom großen Kuchen. In den Fokus der Kommissare geraten außerdem eine attraktive Übersetzerin mit vielseitigen Begabungen, ein Investmentberater und ein chinesischer Big Daddy.
Das ist reichlich Stoff für 90 Minuten. Doch „Tod einer Heuschrecke“ reißt seine zahlreichen Geschichten geschickt an und versucht sie ein bisschen in der Dramaturgie der Neuzeit ineinander zu mischen. Der Film von Ralph Bohn ist mit seinen zahllosen Vernehmungen ein klassischer Whodunit, doch er hat nichts gemein von den ermüdenden „Wo-waren-Sie-gestern-Abend?“-Krimis. Mit fast schon dokumentarischer Nüchternheit begleitet die Kamera die Ermittler, denen gottlob nur wenig Zeit für unangebrachtes Gewitzel bleibt. Entsprechend konzentriert ist auch das Spiel. Es geht aufwärts mit dem Berliner „Tatort“.