Ein erfolgreicher Bauunternehmer wird tot im Bosporus gefunden – er wurde überfahren. Der Tote hat dafür gesorgt, dass einige Menschen in Istanbul obdachlos geworden sind. Doch die Armen der Armen scheinen die falsche Fährte zu sein. Denn wenig später wird ein zweiter Mann auf die gleiche Weise getötet. Als Kommissar Özakin auf ein Foto aus Armeezeiten stößt, auf dem die beiden Ermordeten mit einem dritten jungen Mann abgelichtet sind, und außerdem ein Verweis auf ein Datum vor zehn Jahren auftaucht, kann er sich langsam eine Tat und ein Tatmotiv zusammenreimen. Offenbar haben die drei damals eine ungesühnte Tat begangen, für die sie nun jemand zur Rechenschaft zieht. Sollte Özakin Recht behalten, dann ist der Dritte im Bunde in akuter Lebensgefahr. Nur, dieser Dritte, der egozentrische Popstar Tolga Turan, Spross einer angesehenen Istanbuler Familie, will sich gar nicht helfen lassen.
Erol Sander sieht mal wieder aus wie aus dem Ei gepellt. Der Kommissar ermittelt in Designer-Klamotten, der Krimi dagegen bleibt Konfektionsware. Die Story von „Blutsbande“ ist wenig originell, die Handlung(sabfolge) ist stereotyp, und Spannungserzeugung war noch nie das Ziel von „Mordkommission Istanbul“. Das Höchste an dramatischen Gefühlen zeigt sich im Showdown mit dem gängigen „Last-Minute-Rescue“-Muster, das hier allenfalls in Jerry-Cotten-Manier ausgespielt wird. Ansonsten dominieren dürftige Dialoge in recht ansehnlichen Locations, die Witze sind zum Gähnen und auch aus den Beziehungsspielchen zwischen Mehmet und Sevim Özakin ließe sich (nicht zuletzt wegen dem Esprit von Idil Üner) sehr viel mehr herausholen. Das Gleiche gilt für das Motiv des deutsch-türkischen Kulturaustauschs mit Martin Kiefer. Was allerdings bei der Özakin-Reihe besser funktioniert als bei den Brunetti-Krimis – das ist die Besetzung. Auch in „Blutsbande“ agieren nicht die üblichen deutschen Verdächtigen – dafür hat man mit Navid Akhavan („Salami Aleikum“), Erhan Emre („Zeit der Wünsche“) und den vielen vor Ort gecasteten türkischen Schauspielern wie der mehr als nur hübschen Özlem Sagdic eine Reihe glaubwürdiger Darsteller gefunden, denen man den Wohnort Istanbul abnehmen kann. (Text-Stand: 24.2.2012)