Eine Leiche, bestens konserviert im Salz, das für den atomaren Müll gedacht ist. „So n’ Störfall hatten wir noch nicht“: Der Betreiberchef des atomaren Zwischen- und Endlagers in Gorleben wirkt nervös, als die Polizei den toten, seit einem halben Jahr verschütteten Security-Mann in den Salzhalden des Erkundungsbergwerks findet. Wenig später gibt es den nächsten Störfall. Charlotte Lindholm tut sich mal wieder schwer in der Provinz. Dennoch löst sie den Fall mit gewohnt sprödem Charme und kühlem Kopf (nur ein Mal bringt sie ein Joint etwas aus der Fassung). Dabei gerät sie in die Fänge des BND, der ein undurchsichtiges Spiel treibt und sie als Spielball im Kampf gegen internationale Atomwaffenschieber missbraucht und ihr Leben in Gefahr bringt.
Viel Handlung, solide Spannung und ein Fall, der die Kommissarin ins Wendland führt mit einem actionhaltigen Zwischenstopp in Spanien. Der „Tatort: Salzleiche“ ist gutes Genre-Handwerk zwischen Dorfkrimi und Politthriller mit einer mutigen, gesellschaftskritischen Note. Nicht unpassend in Zeiten, in denen wieder Castor-Transporte rollen und in denen immer mehr Politiker die Gefahren der Atomenergie verharmlosen. Dennoch hatte man nie den Eindruck, als ob einen die Autoren belehren wollten. Der gelungenen, geschickt konstruierten Geschichte stand die Inszenierung von Christiane Balthasar in nichts nach: atmosphärisch und abwechslungsreich gestylt die Bilder, dennoch ein dichter, straffer Erzählrhythmus – da gab es nichts zu meckern.