Polizeiruf 110 – Abseitsfalle

Barbara Rudnik brachte dem HR-”Polizeiruf” kein Glück. Abpfiff nach “Abseitsfalle”

Foto: HR / Andrea Enderlein
Foto Rainer Tittelbach

Zweiter und letzter ”Polizeiruf”-Fall von Rudnik, Montag und Zoudé, bei dem deutlich wird, wo die drei Kommissare ermitteln: in Offenbach – und das ist in jeder Hinsicht nicht Erste Liga! “Abseitsfalle” ist eine Mördersuche nach Schema F. Die üblichen Verdächtigen, ein bisschen halbherzige Gesellschaftskritik. Nach dem Krimi ist vor dem Krimi. Und Regisseur Marc Hertel inszenierte nach dem Motto: Wenn Polizisten-Mienen Trauer tragen.

Viel Zeit zueinander zu finden, hatte das Team vom “Polizeiruf 110” aus Offenbach nicht gerade. Nach dem Ausstieg von Oliver Stokowski stand die so gut gestartete Reihe des Hessischen Rundfunks unter keinem guten Stern. Zwar hatte es Fernsehfilmchefin Liane Jessen geschafft, Barbara Rudnik ins Trio zu holen. Doch nicht nur die nervte der ganze Rummel um ihre Person. Auch Dennenesch Zoudé und Dieter Montag hatten Probleme mit der Popularität ihrer Kollegin. Schon nach Rudniks Einstand vor einem Jahr war unklar, ob es einen zweiten Fall der drei Kommissare geben würde. Es gibt ihn: “Abseitsfalle” ist aber auch der Abpfiff für das Trio.

In dem Krimi von Arne Sommer und Marc Hertel steht Kommissar Schlosser im Zentrum. Der immer korrekte, bescheidene Mann muss einem enormen psychischen Druck standhalten. Er hat eine junge Frau erschossen – in Notwehr, wie er glaubt. Doch eine Pistole wird nicht gefunden. Nicht weniger rätselhaft ist ein Leichenfund. Nach einem Fußballspiel liegt ein Offenbacher tot im Freibad neben dem Stadion – das Seltsame: er trägt einen Darmstädter Fanschal. Die Ermittlungen führen ins Umfeld des Vereins und seiner Fans. Die Fahndung ist Knochenarbeit. Immer wieder treffen Schlosser, Reeding und Dreyer auf eine Gruppe von Offenbacher Hooligans, die offenbar mehr wissen, als sie der Polizei sagen.

“Abseitsfalle” zeigt deutlich, wo die drei Kommissare ermitteln: in Offenbach – und das ist in jeder Hinsicht nicht Erste Liga! Da machen dann auch die Kommissare Fehler. Schlosser zielt auf die Beine und trifft ins Herz. Und die Frauen haben früh den Täter im Visier, gehen seiner Spur aber nicht nach. So dehnt man einen Krimi auf 90 Minuten. Spannend ist das nicht gerade. Und weil das Team keine Zukunft haben wird, machte sich Autor Sommer auch nicht die Mühe, das in Rudniks Debüt aufgeworfene Geheimnis um Simone Dreyer weiter zu lüften. So ist denn “Abseitsfalle” nicht mehr als eine sonntägliche Mördersuche nach Schema F. Die üblichen Verdächtigen, ein bisschen halbherzige Gesellschaftskritik. Nach dem Krimi ist vor dem Krimi.

Wo es an stofflicher Substanz fehlt, muss der Regisseur ran. Und der inszenierte nach dem Motto: Wenn Polizisten-Mienen Trauer tragen. Da weiß man dann nie genau, ob der Missmut, mit dem die Kommissare am Ermitteln sind, Absicht ist, oder ob die gefrustete Tonlage, die sich durch den Film zieht, nicht auch ein wenig mit der nicht optimalen Chemie zwischen Zoudé, Sonntag und Rudnik während der Dreharbeiten zu tun hatte. (Text-Stand: 23.2.2012)

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Reihe

HR

Mit Barbara Rudnik, Dieter Montag, Dennenesch Zoudé, Guido A. Schick, Florian Panzner, Sophie Rogall, Hansa Czypionka, Thure Riefenstein

Kamera: Armin Alker

Schnitt: Stefan Blau

Musik: Stefan Ziethen

Produktionsfirma: Hessischer Rundfunk

Drehbuch: Arne Sommer

Regie: Marc Hertel

EA: 23.02.2003 20:15 Uhr | ARD

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