„Max ist Westfale, kein Humor, nur Beten und Arbeit“, lästert Freddy Schenk über den Kollegen Ballauf. Der Dicke mit den Cowboystiefeln indes muß sich nur noch ein kariertes Hemd überziehen, den Prärie-Hut auf die Stoppelfrisur und schon ist der Kripomann vom Rhein einsatzbereit für Kölle alaaf. Es geht um die Frage: Ist ein ehemals psychisch Kranker irgendwann geheilt, oder gibt es immer ein „Restrisiko“? Restrisiko klingt aber auch nach Restalkohol. Und der ist natürlich im Spiel bei einem Film, der mit Karneval zu tun hat.
Ballauf quält sich durch die tollen Tage, Schenk, zwar auch Westfale, „aber gelernter Kölner“, liebt den Frohsinn. Doch auch für ihn ist bald Schluß mit lustig: Ein Tanzmariechen seines Karnevalvereins wird unweit einer psychiatrischen Klinik ermordet aufgefunden. Unter Verdacht: Freigänger Harald Berger (Alexander Radszun), der einst seine Frau im Affekt tötete und kurz vor seiner Entlassung steht. Er selbst kann sich an die Tatnacht nicht erinnern – Filmriss. Auch seiner Anwältin (Marie-Lou Sellem), mit der ein Verhältnis hat, kommen Zweifel an der Unschuld des Geliebten.
Das Drehbuch zu diesem klassischen Krimi schrieb Peter Zingler, Regie führte Grimme-Preisträger Claus-Michael Rohne. „Tatort“-Redakteurin Heidi Steinhaus, seit Januar im Ruhestand, sei der Überzeugung gewesen, so Rohne, „daß sich für den Zuschauer aus der Frage, wer ist der Mörder, immer noch die Hauptspannung ergibt“. Auch nahm sie an, dass sich das Thema Restrisiko in der Psychiatrie so besser an den Zuschauer bringen lasse. Rohne wollte schon immer einen Köln-„Tatort“ inszenieren. Für Kommissar Flemming & Co schrieb er einst „Mord in der Akademie“. Am neuen WDR-Duo gefällt ihm, „wie die sich die Bälle zuwerfen. Man merkt als Regisseur gleich, daß die beiden Sclauspieler sich aufeinander sehr gut eingestimmt haben“. Kein Wunder, betonen Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär doch in jedem Interview, wie gut sie sich auch privat verstehen. Vor allem das Augenzwinkern bei Ballauf / Schenk mag Claus-Michael Rohne, der nicht zuletzt wegen seiner zahlreichen „Adelheid und ihre Mörder“-Episoden eher als ein Mann für die komischen Fälle gilt.
Der WDR-„Tatort“ gibt sich nach Kinderhandel und Wehrmachtsausstellung weiterhin themenorientiert. Action indes werde eher „runtergefahren“, glaubt Rohne. „Action benötigt nun mal eine aufwendigere Form, bei 23 Drehtagen aber stößt man rasch an Grenzen.“ Es war ohnehin schon nicht ganz leicht, den Karneval ins Bild zu setzen. Für den Kölner Rosenmontagsumzug gab es keine Genehmigung. Also musste man auf einen Veedelszug am Dienstag ausweichen und andere jecke Szenen mit Statisten nachdrehen. (Text-Stand: 1999)