Handlung, Hauptfiguren und Machtart erinnern stark an „Heiter bis tödlich“. Tatsächlich war „Alles Verbrecher“ ursprünglich für den ARD-Vorabend konzipiert. Da die Geschichte eher belanglos ist, lebt der Film umso mehr von den Hauptfiguren, die als „Brain & Body“ einen reizvollen Kontrast darstellen. Gerade Ulrike Krumbiegel ist als ältliche Ermittlerin sehenswert.
Eine etwas ältliche Frankfurter Kommissarin (Ulrike Krumbiegel) bekommt einen flotten jungen Kollegen (Daniel Rodic) mit italienischen Wurzeln. Die beiden leben in völlig unterschiedlichen Welten, können absolut nichts miteinander anfangen und vertreiben sich die Zeit, indem sie sich ständig gegenseitig auf ihre Defizite hinweisen. Im Verlauf des ersten gemeinsamen Falls stellen sie allerdings fest, dass sie als Team überraschend gut funktionieren: weil sie sich perfekt ergänzen. Was als Entwurf (Buch: Dorothee Schön und Susanne Schneider) potenziell reizvoll klingt, ist in der Umsetzung ziemlich harmlos ausgefallen: Die Inszenierung von Jürgen Bretzinger orientiert sich offenbar an der Vorabendvorgabe, dem Publikum mit harmlos-heiterer Krimi-Unterhaltung die Zeit zu vertreiben. Dazu passt auch die Geschichte: Im Trubel einer Hochzeitsmesse vermisst eine Hotelbesitzerin (Petra Kleinert) ihren Verlobten (René Hofschneider). Alsbald stellt sich heraus, dass der Mann ein Heiratsschwindler ist. Da die Bilder der Überwachungskameras gleich mehrere seiner Opfer (unter anderem Anke Sevenich und Petra Zieser) beim vertraulichen Plausch zeigen, ist der Fall für Herta Frohwitter klar, auch wenn ihr junger Kollege Marco Petrassi etwas länger braucht. Allerdings fehlt von dem Vermissten jede Spur.
Soundtrack: Ronettes („Be my Baby“), LMFAO („I’m Sexy And I Know It“), Andre Brasseur („Early Bird“), Céline Dion („My Heart Will Go On“), Journey („Don’t Stop Believin'“), Lady Gaga („Just Dance“), Robbie Williams & Nicole Kidmann („Something Stupid“), Amy Winehouse („Love Is A Losing Game“), Shaggy („Mr. Bombastic“), Tammy Wynette („Stand By Your Man“)
Die ARD-Tochter Degeto will den Donnerstagabend in Zukunft verstärkt mit leichten Krimi-Reihen gestalten. „Alles Verbrecher“ ist ein Auftaktfilm, zwei weitere Geschichten mit dem ungleichen Ermittlerduo sind bereits geplant. Auch wenn die Kombination „Brain & Body“, Kopf und Körper also, nicht gerade neu ist: Die beiden Hauptfiguren sind immerhin reizvoll. Ulrike Krumbiegel ist eine ausgezeichnete Besetzung für die Kommissarin mit den Frankfurter Wurzeln, zumal Frau Frohwitter mit ihrer an die 60er Jahre erinnernden Aufmachung und dem alten VW-Jetta, mit dem sie im Kriechgang durch Frankfurt schleicht, durch liebevoll erdachte Details charakterisiert wird. Als Ermittlerin setzt die Hauptkommissarin lieber auf ihre kleinen grauen Zellen, während sich der nicht mal halb so alte Kollege, ein durchtrainierter Großstadtcowboy, der allerdings bloß aus Offenbach kommt, lieber auf kleine elektronische Helfer verlässt. Dritter im Bunde ist Ernst Stötzner („Die Pilgerin“) als Vorgesetzter und leidenschaftlicher Eintracht-Fan, der gern mit schrägen Fußball-Metaphern um sich wirft.
Pointe statt Psychologie. Die Dialoge von Krumbiegel und Rodic sind auf Dauer-Ironie gepolt (witzig ist das nur bedingt) und gelegentlich von ausgesuchter Bosheit, was aber auch nötig ist: „Alles Verbrecher“ ist nicht gerade ein Füllhorn an Überraschungen. Und auch ohne den Episodentitel „Eiskalte Liebe“ würde man angesichts einer riesigen Eiskreation namens „Arctic Love“ ahnen, wo der Heiratsschwindler, der im Verlauf der Handlung gleich mehrfach aufgetaut werden muss, abgeblieben ist. Sein endgültiger Abgang ist dafür vergleichsweise drastisch. Im Gegensatz zum einigermaßen vielversprechenden Auftakt der neuen Reihe „Kommissar Dupin“ ist „Alles Verbrecher“ ohnehin recht betulich.