Wenn der beste Freund unter die Haube gebracht werden soll
Rosa bleiben nur wenige Tage, um in Südafrika mitzuhelfen, die Hochzeit ihres Freundes Mark vorzubereiten. Seine Verlobte Nandi ist eine afrikanische Schönheit aus wohlhabendem Hause, die perfekte Braut für ein standesgemäßes Prunkfest, wie es sich deren Mutter wünscht, die alles generalsstabsmäßig geplant hat. Rosas Assistentin Meral geht der Brautmutter mächtig zur Hand, während die Chefhochzeitsplanerin nicht immer ganz bei der Sache ist. Offenbar fällt es ihr schwerer als gedacht, ihren besten Freund einer anderen zu überlassen. Auch dem Bräutigam wird das alles ein bisschen viel. Und zwei Tage vor der Hochzeit landen die beiden während einer Vorfeier, angeschickert und glücklicherweise unbemerkt vom Rest der Gesellschaft, im Pool. Ist es wirklich nur Freundschaft, was Rosa und Mark verbindet? Der Champagner soll’s gewesen sein. Aber weshalb fällt es dann beiden fortan so schwer, sich gegenseitig in die Augen zu schauen? Meral erkennt sofort, was Sache ist – und auch, wenn die geschäftstüchtige Türkin beider Unternehmen schon als „Hochzeitsverhinderungsagentur“ betitelt, in dieser Sache kann sie Rosa nur einen Rat geben.
Eine Geschichte, die weder als Komödie noch Romanze funktioniert
„Wolken über Kapstadt“, die zweite Episode der für eine Unterhaltungsfilmreihe einigermaßen vielversprechend gestarteten ARD-Reihe „Einfach Rosa“, hält nun leider nichts von dem, was der Auftakt versprach. Stimmten da die soziale Verortung der Hauptfiguren, bekam die Mutter der Heldin als „Hochzeitshasserin“ genügend Raum und war der erste „Liebesfall“ zumindest wendungsreich geplottet, erinnert die zweite Geschichte doch sehr an die „Traumhotel“-Ära der ARD-Tochter Degeto. Eine einzige Frage treibt diesen Touri-Trip an: Wird Rosa ihren Freund Mark fremd verheiraten oder werden er und sie das mögliche Paar für den Fortgang der Reihe? Dafür nach Südafrika zu reisen, sich dafür eine solche Geschichte auszudenken und dafür nur die Genreformel des „besten Freundes“ zu bemühen, statt „Harry & Sally“-like beziehungstechnisch ein bisschen tiefer zu gründeln – das würde alles noch angehen, wenn Drehbuchautor Stefan Kuhlmann nicht nur brav Situationen der Hochzeitsvorbereitungen aneinandergereiht, sondern mit wiederkehrenden Momenten und dramaturgischen Elementen dem Vorhersehbaren wenigstens eine reizvolle Struktur verpasst hätte (ein Necking-Ritual, das zweimal eingesetzt wird, um beim ersten Mal „Liebe“ und beim zweiten Mal „Genervtheit“ zu signalisieren, ist noch kein Running Gag). So wäre er zumindest dem formalen Anspruch einer modernen Romantic Comedy einigermaßen gerecht geworden. Offenbar hat sich der Autor nur die ziemlich verunglückte Hollywood-Komödie „Wedding Planner – Verliebt, verlobt, verplant“ mit Jennifer Lopez als Vorbereitung für sein Drehbuch angeschaut. Da hätte er sich mal lieber noch einmal „Notting Hill“, „Pretty Woman“ oder alle Filme von Nancy Meyers (von „Was das Herz begehrt“ über „Wenn Liebe so einfach wäre“ bis „Man lernt nie aus“) reingezogen, um zu begreifen, wie (romantische) Unterhaltungskomödie geht. Der Auftaktfolge sei Dank wäre ja Potenzial vorhanden gewesen: zwei sympathische Hauptfiguren mit einigermaßen stimmiger Backstory und zwei Hauptdarstellerinnen, für die dasselbe gilt.
Foto: Degeto / Itze Kitshoff
In Südafrika zu drehen, muss nicht unbedingt ein Vorteil sein…
Allerdings funktionieren auch die zentralen Szenen nicht. Obwohl der Schwiegermutter-Schwarm Janek Rieke im deutschen Fernsehen in Ben-Stiller-Rollen fast immer überzeugt hat und als Dritter im Bunde prinzipiell eine gute Wahl ist – wenn er nichts Komisches zu spielen bekommt, ist sein Talent verschenkt. Und ob zwischen ihm und Alexandra Neldel die Chemie wirklich stimmt, lässt sich noch nicht hinreichend beantworten. Die Szenen, in denen ihre beiden Figuren miteinander blödeln, lassen sich verbuchen unter dem Kalenderspruch „Was sich liebt, das neckt sich“; für den Zuschauer komisch sind sie nicht. Und die Szenen, in denen sich die beiden näher kommen, offenbaren dem Zuschauer Neldels mimische Grenzen. Aber auch die Vorbereitung dieser vermeintlich „großen“ Momente ist einfach zu dürftig, die Story insgesamt zu dünn, die Dramaturgie zu wenig dicht. Die Nebenhandlung mit Marks Eltern, die die Vor- und Nachteile einer 40jährigen Ehe dem Zuschauer zu vermitteln haben, ist ein Rückfall in unselige Rademacher-Spiehs-Jurgan-Zeiten, als Chargieren noch zum guten Komödien-Ton gehörte. Diese Zwischenspiele gehen auf Kosten von Meral, die so bestenfalls zum vorlauten Sidekick verkommt. Aus all dem ergibt sich, dass man sich als Zuschauer nicht wirklich emotional auf den „Konflikt“ der Heldin einlassen kann. Während im ersten Teil Gegensätze noch sinnlich spürbar waren (die filigranen Hochzeitskleider / Merals Frauen-Power, das Weiß / das schmierige Fahrzeugöl, die Individualität der Mutter, die auf einem Hausboot wohnt), wirkt hier alles nur behauptet, alles nur ausgedacht. Das alternde Ehepaar plappert ständig. Die Sinne werden hier nur durch Äußerlichkeiten gereizt: dem Wetter zum Beispiel. Wenn aber ständig die Sonne strahlt, hat das irgendwann keine Bedeutung mehr. Auch wenn Produzenten in einem solchen Fall gern von Production Value sprechen, wenn das Drehbuch nicht stimmt, kann das Drehen im Traumland Südafrika (für die Geschichte) zum Nachteil werden. Wegen all dieser Unzulänglichkeiten fällt es schwer, sich auf diese Love Story einzulassen. Und so dürfte es beim Zuschauer nicht zu jenem lustvoll seufzenden „Endlich“ kommen, wenn Rosa und ihr Mark sich im Sonnenuntergang am Kap der guten Hoffnung küssen. Dieses „Endlich“ hat einen anderen Unterton. (Text-Stand: 7.10.2015)