Der Film beginnt schwungvoll: Die Damen und Herren der Tanzsportgemeinschaft Münster geben alles und zeigen, warum Formationstanz Leistungssport ist. Derweil wird Silke Haller (Christine Urspruch), die selbstbewusste kleinwüchsige Assistentin von Rechtsmediziner Boerne (Liefers), für ihre ehrenamtliche Arbeit in einer Anlaufstelle für Verbrechensopfer mit einem Verdienstorden ausgezeichnet; und vor den Toren der Stadt finden Waldarbeiter ein weibliches Skelett. Die Ehrung ist Anlass für allerlei missgünstige Bemerkungen des neidischen Professors und scheint für den weiteren Verlauf des Films keine Rolle mehr zu spielen. Die beiden anderen Ebenen dagegen gehören zusammen: Aufgrund einer Fehlstellung des großen Zehs vermutet Boerne, dass die Tote aus dem Wald zu Lebzeiten Tänzerin war. Dass er selbst nun ebenfalls das Tanzbein schwingen muss, ist für die Story zwar nicht von Belang, aber ein willkommener Anlass für allerlei Frotzeleien von Freundfeind Thiel (Prahl): Staatsanwältin Klemm (Großmann) hat Boerne zum gemeinsamen Tangokurs verpflichtet.
Wie so oft beim „Tatort“ aus Münster lebt der Film vor allem von den Dialogen. Die Handlung ist immerhin ungewöhnlich genug, um mehr als bloß ein Vorwand für die diversen Pointen zu sein; aber es sind vermutlich nicht die Geschichten, denen die Krimis ihre regelmäßigen Rekordquoten verdanken. Das Milieu der Amateurtänzer, die ihre gesamte Freizeit dem Sport opfern, ist allerdings mal was Neues, und weil Ehrgeiz, Eitelkeit und Eifersucht in dieser Branche eine große Rolle spielen, sucht Thiel den Täter naheliegenderweise unter den Mitgliedern der Tanztruppe. Geschickt reichern Cantz und Hinter ihr elftes Münster-Drehbuch mit kleinen rätselhaften Nebensträngen an: Angeblich ist die Tänzerin vor einiger Zeit in ihre moldawische Heimat zurückgekehrt. Einem verliebten Tanzpartner hat sie per E-Mail unmissverständlich klar gemacht, dass seine Liebe zwecklos ist; da war sie aber bereits tot. Etwas undurchsichtig ist auch die Rolle des Tanzclubpräsidenten, der hinter den Kulissen allerlei Strippen zieht. Thomas Heinzes Spiel reduziert sich beinahe auf das gewagte Oberlippenbärtchen des Mannes, das in der Tat eine Menge über dessen Charakter sagt. Prahl & Liefers wiederum übertreiben es nicht mit den kleinen Gehässigkeiten ihrer Hauptfiguren. Gerade Liefers gibt den Kommentaren jene Beiläufigkeit, die eine Pointe braucht, um wie aus dem Ärmel geschüttelt zu wirken. Die Gags waren ohnehin auch schon wesentlich platter.
Für die Choreografie der Tanzszenen wird Regisseur Thomas Jauch nicht zuständig gewesen sein, schließlich haben sich die Mitglieder der TSG Brühl selbst gespielt; umso eindrucksvoller ist die Integration der (allerdings nicht komplett tanzunkundigen) Schauspieler, deren Fehltritte, wenn es überhaupt welche gibt, wohl nur Experten auffallen werden. Max von Pufendorf fügt sich als invalider Trainer und Motivator der Truppe ausgezeichnet in die Szenerie ein. Kameramann Clemens Messow hat die tänzerischen Darbietungen mit drei Kameras gefilmt; den entsprechenden Bildern verdankt der Film viel von seinem Elan.
Die eine oder andere Handlungsentwicklung ist dagegen etwas umständlich eingefädelt, aber jede Kleinigkeit nimmt in der Konstruktion des Drehbuchs seinen Platz ein; auch die vermeintliche Handlungssackgasse mit dem Orden für „Alberich“. Der einem Drogenrausch nie abgeneigte Thiel senior (Claus D. Clausnitzer) mag sich ein bisschen zu oft über die willkommenen Nebenwirkung von Fliegenpilzen freuen, aber dass am Fundort des Skeletts besonders viele Pilze wachsen, lässt ihn schließlich einen weiteren Knochen entdecken. Er ist Teil eines Männerfußes, dessen Gegenstück dem Titel zum Trotz zunächst nicht aufzufinden ist. Und natürlich ist es kein Zufall, dass sich Vater Thiel gleich zu Beginn an einem eklig in den Weg ragenden Eisenrohr verletzt. Trotz dieser Sorgfalt im Detail: Den großen Publikumszuspruch verdankt der „Tatort“ aus Münster den komödiantischen Einlagen, und auch in dieser Hinsicht hat „Ein Fuß kommt selten allein“ einige Kleinodien zu bieten, darunter die originelle Idee, dass Boerne den Täter am Ende buchstäblich festnagelt. Beste Slapstick-Tradition ist eine kleine Szene, in der der Professor gegen eine Tür läuft, die ihm Thiel nicht aufhält. Wie gut Liefers seinen Körper beherrscht, zeigt der Epilog, als der sich unbeobachtet wähnende Rechtsmediziner eine Disco-Tanzeinlage in bester Travolta-Tradition hinlegt.