„Leben, Liebe, Tod – mehr gibt’s net“, belehrt Kati ihre Busenfreundin Jo. Diese kann über so viel Melodramatik nur den Kopf schütteln. Und doch, es gibt nichts Schöneres für die beiden, als gemeinsam die Abende zu verbringen und dabei über die ganz großen und die ganz kleinen Dinge des Lebens nachzudenken. Beide verbindet der Wunsch nach Freiheit und Flucht aus einem Alltag, der in der blauweißen Provinz zwar langweilig erscheint, aber wohl nicht unbedingt der schlechteste ist. Spätestens als es ernst wird – und die gerade 17 Jahre gewordene Kati für ein Jahr nach Amerika gehen kann, wird ihr schmerzlich bewusst, was ein freies, ungebundenes Leben, ein Jahr fern von der Heimat, alles mit sich bringt.
„Beste Zeit“ (Trailer) ist der Auftakt der Aufbruch-ins-Leben-Trilogie von Marcus H. Rosenmüller („Wer früher stirbt ist länger tot“). Im Gewand des modernen Heimatfilms erzählt das bayerische Wunderkind – autobiografisch gefärbt – von den Tücken des Erwachsenwerdens. Weil Mädels sich oft mehr trauen und weil sie ihre Emotionen nicht ständig hinter einem stoischen „passt scho“ verbergen, war es klug von Rosenmüller und Karin Michalke, zwei Teenager-Weibsbilder ins Gefühlschaos zu stürzen. So schön wuchtig und wütend am Rande des Selbsthasses hat man schon lange kein Girlie mehr toben sehen in einem deutschen Film – und dann auch noch mit so viel Stallgeruch und Naturnähe. Dazu gibt es coole, oft hintersinnige Sprüche. Anna Maria Sturm ist eine echte Entdeckung, und Rosalie Thomass die beste Wahl, wenn es um bayerische Bodenständigkeit im Jugendalter geht.
„Beste Zeit“ entwickelt seine Geschichte ganz aus seinen alltäglichen Situationen: Feste unter freiem Himmel, Fußballspiele, Familienangelegenheiten, Liebeshändel, kleine Eifersüchteleien. Die Banalität als Ritual – das gilt nicht nur für die typische Coming-of-Age-Handlung, sondern auch für Rosenmüllers und Michalkes Dramaturgie. Die Macher wollen einem nicht die (hinterwäldlerische) Welt erklären. Die Erfahrungen des Augenblicks, das Reden, das Träumen, das Streiten, das Autofahren – und damit die Protagonisten in allen Lebenslagen – sind das Maß aller Dinge dieses wunderschönen, kleinen, rustikalen, warmherzigen Films, der seine Ästhetik aus der Liebe zur bayerischen Landschaft und zu seinen Figuren schöpft.