Die „Bozen-Krimis“ (Degeto / Merfee Film- und Fernsehproduktion) hatten von Beginn an einen entscheidenden Schwachpunkt: Es gab zwei Handlungsstränge von deutlich unterschiedlicher Qualität. Daran hat sich nichts geändert, nur das Vorzeichen ist gewandert. Anfangs war die Fortsetzungsebene ungleich spannender und überraschender als der jeweils in sich abgeschlossene Episodenfall. Mittlerweile gilt das nur noch für den Kampf gegen die Mafia; die scheinbar mysteriösen Ereignisse auf dem Weingut von Commissario Sonja Schwarz sind dagegen Kinderkram. Dass die Polizistin trotzdem mitten in der Suche nach einem vom Tode bedrohten entführten Mädchen alles stehen und liegen lässt, um auf dem Hof nach dem Rechten zu sehen, ist entsprechend unglaubwürdig. Routinier Thorsten Näter sorgt in „Gegen die Zeit“ zwar für eine gewisse Spannung und die üblichen Schauwerte, aber wirklich überzeugen kann der neue Film nicht.
Der zwanzigste „Bozen-Krimi“ (Degeto / Merfee) verknüpft geschickt eine Erzählung über die Freimauer mit den Mauscheleien rund um eine geplante Windparkanlage. Zentrale Figur von „Geheime Bruderschaften“ ist Jonas Kerschbaumer (Gabriel Raab), der in der Bozener Loge Trost wegen eines lange zurückliegenden persönlichen Verlusts sucht und in ein Dilemma gerät, als zwei Mitbrüder im Verdacht stehen, einen renitenten Landbesitzer ermordet zu haben: Loyalität ist ein Grundprinzip des Freimaurerkodexes. Bildgestaltung und Musik sind ausgezeichnet, allerdings ist die Umsetzung mitunter recht schematisch.
Auch der dritte Film aus der ARD-Reihe „Bozen-Krimi“ bleibt dem Muster treu: Die deutsche Kommissarin Sonja Schwarz glaubt nach wie vor nicht daran, dass ihr Mann Thomas vor zehn Jahren ein junges Mädchen erstochen hat, kann sich aber nicht darauf konzentrieren, seine Unschuld zu beweisen, weil schon wieder ein aktueller Mord dazwischen kommt. „Herz-Jesu-Blut“ wirkt insgesamt komplexer als Teil zwei, bietet eine reizvolle Krimi-Drama- Mixtur und führt die Suche nach dem Mädchenmörder zu einem überraschenden Ende.
Der 19. „Bozen-Krimi“ (Degeto / Merfee) wird zwar kaum bleibende Erinnerungen hinterlassen, weil sich die routinierte Regie allzu oft bei den typischen Versatzstücken dieser Reihe bedient, stellt aber eine interessante Mischung aus Familiendrama und „Social Media“-Allegorie dar. Gruseligste Nebenfigur ist eine von Katrin Pollitt unangenehm gut als Hass & Hetze auf zwei Beinen verkörperte Frömmlerin. Ausgezeichnet ist auch die Musik, die für deutlich mehr Spannung sorgt, als die Bilder nach dem packenden Prolog hergeben. Zum Glück hat Mathias Klaschka sein Drehbuch um eine weitere Figur bereichert, die viel frischen Wind in den Film bringt: Gabriela García Vargas spielt eine engagierte junge Kommissarin, die die Ermordung zweier Teenager für Taten eines Serienkillers hält. Und eine weitere Figur beeindruckt in „Mein ist die Rache“: Harald Krassnitzer als Vater des Opfers.
Die Bozen-Krimis sind die Wundertüte am Donnerstag im „Ersten“: Einige Filme waren recht gut, andere eher enttäuschend; vor allem, wenn die horizontale Erzählung nicht plausibel mit den jeweils in sich abgeschlossenen Episodenhandlungen verknüpft war. Beim 13. Film der Reihe, „Mord am Penser Joch“ (Degeto / Merfee), ist das ziemlich gut gelungen, zumal der aktuelle Fall nicht wie schon des Öfteren deutlich uninteressanter als der Kampf von Capo Schwarz gegen die Mafia ist: Im Getümmel einer rekonstruierten historischen Schlacht wird eine echte Leiche gefunden; die Spur führt tatsächlich in die Vergangenheit, wenn auch nicht bis ins frühe 19. Jahrhundert, als Andreas Hofer die Tiroler zum Aufstand gegen die Franzosen führte. Regisseur Thomas Nennstiel hat seinem ersten Film für die Reihe eine elegante Anmutung gegeben, viele Rollen sind prägnant und interessant besetzt.
Die „Die Bozen-Krimis“ hatten von Beginn an einen entscheidenden Schwachpunkt: Es gab zwei Handlungsstränge von deutlich unterschiedlicher Qualität. Daran hat sich nichts geändert, nur das Vorzeichen ist gewandert. Anfangs war die Fortsetzungsebene ungleich spannender und überraschender als der jeweils in sich abgeschlossene Episodenfall. Mittlerweile gilt das nur noch für den Kampf gegen die Mafia; die scheinbar mysteriösen Ereignisse auf dem Weingut von Commissario Sonja Schwarz sind hingegen Kinderkram. Routinier Thorsten Näter sorgt zwar für eine gewisse Spannung und die üblichen Schauwerte, aber wirklich überzeugen kann „Mörderisches Schweigen“ (Degeto / Merfee Film- und Fernsehproduktion) nicht.
„Vergeltung“ gehört nicht zuletzt wegen der Gastdarsteller Hendrik Duryn und Dirk Borchardt zu den besten Episoden der Reihe. Die Handlung ist auf reizvolle Weise undurchsichtig, zumal lange offen bleibt, was die beiden Männer aus der Vergangenheit von Commissario Sonja Schwarz nach Bozen führt. Die Bildgestaltung des Films wirkt auch dank interessanter Schauplätze deutlich aufwändig.
Die Episode „Verspieltes Glück“ leidet unter einem typischen Manko der Reihe: Bei vielen Filmen ist es nicht gelungen, die horizontale Mafia-Ebene und den jeweils aktuellen Fall in ein harmonisches Gleichgewicht zu bringen. Außerdem besteht ein großer Teil der Dialoge aus typischen Krimi-Versatzstücken. Die Inszenierung ist routiniert, aber echte Spannung kommt erst zum Finale auf.
Das Familien-Krimidrama „Weichende Erben“, der siebzehnte „Bozen-Krimi“ (ARD Degeto / Merfee Film- und Fernsehproduktion) ist inhaltlich und optisch nicht weiter aufregend, hat aber mit Oliver Mommsen einen hochkarätigen Gast zu bieten; und das Thema, auf das der Titel anspielt, ist ebenfalls interessant.
Schon allein der Schauplatz des „Bremerhaven-Krimis“ ist spektakulär: Der Film ist zu großen Teilen auf dem Gelände des weitgehend vollautomatisch funktionierenden Container-Terminals entstanden. Die Geschichte von „Tödliche Fracht“ (RB, Degeto / Bremedia, Sappralot) ist ebenfalls interessant: Weil die Kontrollen in Rotterdam verschärft worden sind, schmuggeln die südamerikanischen Drogenkartelle ihr Kokain nun über Bremerhaven nach Europa; eine kleine Sondereinheit Organisierte Kriminalität soll das unterbinden. Das Beste an Nicolai Rohdes möglichem Auftakt zu einer neuen Reihe ist allerdings die ausgezeichnete Bildgestaltung, zumal Hannes Hubachs Kamera wie entfesselt durch die endlosen Container-Reihen flitzt. Diese Szenen sind dank häufiger Perspektivwechsel ohnehin sehr dynamisch. Eine packende Thriller-Musik beschert den Bildern die passende Untermalung.
Zuletzt hatte es den Anschein, als sei ein bisschen die Luft aus der Reihe mit Uwe Ochsenknecht als in den Eifelort Monreal strafversetztem Großstadtbullen und Diana Amft als ehrgeizigem Landei. Der fünfte Film der Reihe, „Wo die Liebe hinfällt“, ist jedoch ein kurzweiliges Vergnügen; harmloser Zeitvertreib zwar, aber hübsch anzuschauen, was nicht nur an den Darstellern des ungleichen Titelpaars liegt, sondern auch an der Inszenierung von Torsten Wacker. Und auch die Konstruktion der Geschichte ist geschickt eingefädelt.
Ein Mal im Leben muss selbst dieser penibel korrekte Butler alter Schule raus aus seiner Haut und sein Schweigen brechen. Die Liebe macht es möglich. Walter Sittler ist die Ideal-Besetzung für die Romantic Comedy „Butler und die Prinzessin“ (Sat 1). An seiner Seite nicht weniger passend Esther Scheins als verarmte Adlige. Lakonisch, witzig, gutes Timing.
Es gibt allenfalls zwei Gründe, diesen zweiten „Dänemark-Krimi“ (Degeto / Eikon Media) einzuschalten. Der erste ist Roman Knižka: Er verkörpert die Unterweltgröße Kort Holm nicht als kaltblütigen Gangsterboss, sondern als Vater, der um seinen Sohn trauert. Dem uniformierten Duo Ida Sörensen und Magnus Vinter (Marlene Morreis, Nicki von Tempelhoff) ist dennoch klar: Wenn Holm den Mörder vor ihnen findet, wird er ihn töten; und als Hauptverdächtiger gilt Vinters Neffe. Der zweite Grund ist die ausgezeichnete Bildgestaltung. Kameramann Simon Schmejkal hat eine Art „Wald-Look“ kreiert: Über vielen Bildern liegt ein Dunkelgrünschleier, der für subtiles Unbehagen sorgt. Selbst die gute Musik kann nicht verhindern, dass der mit Genre-Klischees bepackte Krimi, in dem die Hauptfiguren ständig die Handlung erklären müssen, weitgehend spannungsarm ist.
Der dritte „Dänemark-Krimi“ ist ein toll fotografiertes Krimidrama mit Marlene Morreis als Streifenpolizistin, die sich in einen eigentlich erledigten Fall verbeißt. Schon allein der knapp zehn Minuten lange Prolog ist ein kleines Kunstwerk (Kamera: Simon Schmejkal, Volker Tittel). Die Geschichte über eine eher aus Versehen getötete Journalistin, die in dem kleinen Küstenort Ribe einer großen Sache auf der Spur war, ist reizvoll verzwickt, das erfahrene Ensemble durchweg sehenswert. „Das Mädchen im Kirchturm“ (Degeto / Eikon Media) ist nach diversen Serienfolgen Florian Schotts erster Film fürs deutsche Fernsehen und die bislang beste Episode dieser Donnerstagskrimi-Reihe in der ARD.
Das Erzgebirge ist derart reich an Mythen und Legenden, dass die Autoren der ZDF-Krimireihe noch viele Jahre lang aus dem Vollen schöpfen können. Im vierten „Erzgebirgskrimi“ (NFP) sorgt Volksheld Karl Stülpner dafür, dass den Entrechteten Gerechtigkeit widerfährt; der Mann ist allerdings bereits vor 160 Jahren verstorben. In diesem historischen Hintergrund liegt der eigentliche Reiz der Geschichte, zumal das Buch von Leo P. Ard und Produzent Rainer Jahreis ansonsten weitgehend den gängigen Krimikonventionen folgt. Immerhin ist Ulrich Zrinner, der auch die ersten beiden Filme gedreht hat, sichtbar um optische Abwechslung bemüht. Mit Thomas Sarbacher, Kai Schumann und Stephan Grossmann ist die Episode zudem prominent besetzt. Sehenswert sind auch die verschiedenen Schauplätze, allen voran die bizarren Felsformationen der Teufelssteine im Steinbachtal.
Der dritte „Erzgebirgskrimi“ (ZDF / NFP) ist zwar kein großer Wurf, aber der Film ist immerhin deutlich besser als die zweite Episode. Außerdem erzählt „Der Tote im Burggraben“ zwei interessante Rachegeschichten, deren Wurzeln viele Jahrzehnte zurückliegen. Seine ganze Komplexität entfaltet das Buch von Leo P. Ard allerdings erst gegen Ende. Regisseurin Constanze Knoche durfte bei ihrem Primetime-Debüt mit einem ausgezeichneten Ensemble zusammenarbeiten; gerade die Gastrollen sind mit Thomas Thieme und Florian Lukas namhaft besetzt. Die unauffällige Inszenierung entspricht dem üblichen TV-Krimi-Standard.
Eine Geschichte wie aus einem Italo-Western: Sechzig Jahre nach einer Untat nimmt ein Mann Rache; ein Lied vom Tod wird ebenfalls gespielt. Hauptfigur der Ferdinand-von-Schirach-Verfilmung ist jedoch ein junger Anwalt (Elyas M’Barek), der die Verteidigung des Täters übernimmt und schockiert feststellen muss, dass dessen Opfer sein Ziehvater war. Die Handlung spielt 2001, weshalb sich zumindest erahnen lässt, für welche Art von Verbrechen der angesehene Fabrikant büßen musste. Wie stets bei von Schirach hat die Handlung auch eine hochmoralische Seite. Das Presseecho zum Kinostart von „Der Fall Collini“ (Constantin) war überraschend kritisch, dabei sind Inszenierung (Marco Kreuzpaintner), Bildgestaltung und Musik ausgezeichnet. Die Leistungen des prominenten Ensembles sind ohnehin ausnahmslos sehenswert, auch wenn Franco Nero zwanzig Jahre zu alt für die Rolle des Rächers ist.
Die Fortsetzung des überaus erfolgreichen ZDF-Thrillers „Flucht durchs Höllental“ mit Hans Sigl, „Der Feind meines Feindes“ (FictionMagnet, ndF Berlin), ist mindestens eine Klasse besser, auch wenn sich die Geschichte mehr oder weniger der gleichen Zutaten bedient und dem bewährten Motto „Allein gegen die Mafia“ folgt: Erneut soll Anwalt Klaus Burg wichtige Unterlagen preisgeben, wieder wird seine Tochter als Geisel festgehalten, eine attraktive junge Frau mischt ebenfalls mit. Auch diesmal ist der Antagonist im Grunde die interessantere Figur, weil Oliver Mommsen die Rolle sehr vielschichtig anlegt. Was nach einem kalkulierten Konstrukt klingt, entpuppt sich jedoch als Thriller, in dem es kaum Leerlauf, aber einige Überraschungen gibt. Da die Burgs ihr Refugium in Island gegen den Lago Maggiore tauschen, erfreut der Film zudem durch prächtige Landschaftsaufnahmen.
In hiesigen Sportfilmen geht es meist um Aufstieg und Fall von Stars, kriminell wird es eher selten. Insofern ist die Geschichte des zweiten „Flensburg-Krimis“ (NDR, Degeto / filmpool fiction) ungewöhnlich: Damit der beste Werfer des Handballclubs HBC nicht nach Paris wechselt, entführen zwei Fans seinen kleinen Sohn. Daraus hätte ein fesselnder Film werden können, aber Drehbuchautor Stephan Wuschansky widmet dem Privatleben des gemischten Ermittlungsduos (Katharina Schlothauer, Eugene Boateng) fast mehr Zeit als dem Fall: Sie ist mit einer Hamburgerin verheiratet, die um die Ehe bangt, er hat einen gehörlosen Bruder, der Tänzer werden will und seinen Job kündigt. Die Bildgestaltung (Regie: Anja Gurres) hat hohes Niveau, gerade die Tanzszenen zeichnen sich durch ein faszinierendes Licht aus, aber Krimispannung oder emotionale Dramatik kommen kaum auf.
„Der Fuchs“ (SWR, Arte, BR, ORF / Geißendörfer Pictures, Lotus Film, Giganten Film, 2010 Entertainment, Film AG) ist ein vielfach preisgekröntes historisches Drama von Adrian Goiginger, der hier die Geschichte seines Urgroßvaters erzählt: Ein junger Österreicher, einst als „Hütekind“ von seiner Familie verstoßen, kümmert sich als Soldat im Zweiten Weltkrieg um einen verwaisten Fuchswelpen und arbeitet so sein eigenes Schicksal auf. Deutscher Filmpreis für den Besten Film und Hauptdarsteller Simon Morzé.