Eine leidenschaftliche Affäre zwischen einem Star und einem Sternchen geht zu Ende. Bei einem letzten Treffen der beiden, kommt es zu einer brisanten intimen „Situation“. Was für die Frau eine Vergewaltigung ist, hält der Mann allenfalls für ein Missverständnis in der Kommunikation. Anfangs hätte möglicherweise noch eine Entschuldigung genügt, mit der Anzeige der Frau aber kommt ein unaufhaltsamer, öffentlicher Eskalationsprozess in Gang. An dem Fall werden sich in der ARD-Serie „37 Sekunden“ die Geister scheiden; auch die Zuschauer:innen werden möglicherweise hin- und hergerissen sein. Und wie soll ein Gericht ein gerechtes Urteil fällen, über einen so intimen Augenblick einer Beziehung, in der immer noch Liebe im Spiel ist? Dass die Serie von Bettina Oberli (Regie) und Julia Penner & David Sandreuter (Buch) viereinhalb Stunden lang fesselt, ist neben der durchdachten Dramaturgie, dem alltagsnahen Spiel des Top-Ensembles und der zwischentonstarken Inzenierung auch dem narrativ dichten Dreiklang aus Familie, Affäre und Freundschaft zu verdanken: Die Kommunikationsmöglichkeiten sind dadurch sehr viel größer, das Spannungsfeld breiter, die moralischen Zwischentöne vielfältiger. Das Ergebnis: ein absolutes Serien-Highlight!
Das Loveparade-Drama „Das Leben danach“ erzählt von der Wut einer Überlebenden, die schwer traumatisiert, auch nach Jahren nicht zurück ins Leben findet. Man spürt bei diesem Ausnahme-Fernsehfilm die Verantwortung gegenüber der Wirklichkeit, man erkennt aber auch „eine fiktive Geschichte, die nicht den Anspruch auf Allgemeingültigkeit“ erhebt. Und die Liebe(sgeschichte) ist hier sehr viel mehr als der übliche Versuch, eine gesellschaftliche Tragödie auf ein privates Drama herunterzubrechen. Die Situationen im Film sind oft schwer auszuhalten. Der Film selber ist es nicht. Weil er eine klare (Erzähl-)Haltung besitzt, ein Drehbuch voller Zwischentöne, eine präzise, die Geschichte miterzählende Filmsprache, weil Haase & Ljubek eine vielschichtige Kombi sind oder weil starke Nebenfiguren für Entlastung sorgen. Dass der Film eine Versöhnung in Aussicht stellt, ist nur ein Grund von vielen.
„Das weiße Kaninchen“ ist ein Glücksfall für den Fernsehfilm: ein doppelbödiger, hoch spannender, gesellschaftlich relevanter Cyber-Thriller, sogar noch mit einem möglichen medienpädagogischem Mehrwert. Eine 13jährige droht, gleich doppelt zum Opfer zu werden. Cyber-Grooming, sexuell motivierte Internet-Anbahnung, bietet den thematischen Unterboden für diesen wendungs-, subtext- und bilderreichen Genrefilm, der vielschichtig von der mal perfiden, mal faszinierenden Kraft der Verführung erzählt: Da ist ein Mädchen-Versteher um die 40, da ist ein schöner Jüngling, da ist das Netz mit seinen emotionalen Versprechungen, und da sind die Macher, die nicht weniger zu verführen wissen mit ihrem Film, der bereits einen Preis für sein Drehbuch bekommen hat. Es wird nicht die letzte Ehrung bleiben.
„Die fremde Familie“ erzählt vom Abenteuer der häuslichen Pflege in den Zeiten der Patchworkfamilie. Wie alle Filme des Dream-Teams Krohmer-Nocke ist dieses Familiendrama ein Ensemble-Stück, bei dem die Interaktion, die Rituale, die Rollenspiele, die Selbstlügen der Figuren die Handlung bestimmen. Oft hat man das Gefühl, mit am Küchentisch zu sitzen, sich den Kopf zu zerbrechen, mitzudiskutieren, zu streiten oder einfach nur da zu sitzen und mitzufühlen. Die Dialoge sind dem Alltag abgelauscht, konzentriert, komprimiert, dazu lebensecht gespielt – bis in den kleinsten Nebensatz, den Kloß im Hals, das Grummeln im Bauch – von fünf großartigen Schauspielern. Spannender kann Realismus nicht sein!
Ein Multimillionär möchte im Herbst des Lebens endlich mal was Gutes tun. Bei ihm ist es zu spät fürs große Glück, Anderen aber kann geholfen werden. Und so setzt er ein Preisgeld von drei Mal einer Million Euro für drei Mittvierziger aus, dafür, dass sie aktiv an ihrem Glück arbeiten. Belohnt wird bereits der Versuch… Auf so eine Drehbuchidee muss man erst mal kommen. Michael Hofmann packt in der ARD-Serie „Die Glücksspieler“ (die film gmbh) den Mythos Glück beim Schopfe und schüttelt ihn kräftig durch. Dabei wird auch das Genre munter durcheinandergewirbelt. Dieser ungewöhnliche Sechsteiler erzählt von den kleinen Dingen des Lebens, vom Familienalltag mit Kindern, den Sinnfragen, die sich mit Mitte 40 stellen, von Träumen, Wünschen, Selbstverwirklichung, aber nicht präsentiert als der Wirklichkeit eins zu eins abgelauschte Handlung mit vorhersehbarer Lösungsgarantie, sondern als quirlige, lebenskluge Komödie, die originell mit Möglichkeiten spielt und mit Rollen-Umkehrungen, Interaktionswendungen & persönlichen Wandlungen überrascht. Dramaturgie (Spiel mit dem Mehrwissen), Dialoge (zum Mehrfachgenuss bestens geeignet), Inszenierung, die Schauspieler: Es passt hier einfach alles! „Die Glücksspieler“ ist eine äußerst beglückende Serie, von der sich keine Glücksformel ableiten lässt und die viel zu eigenwillig ist, als dass sie TV-Machern eine Serienglücksformel an die Hand geben würde. Glücklicherweise!
„Ende der Saison“ ist kein klassischer Themenfilm, keine Sterbegeschichte, weder Krebs- noch Mutter-Tochter-Drama, aber auch kein Melodram der großen Gefühle. Stefan Krohmer hat Hannelore Elsners Hang zu Pathos und Pose geschickt ausgebremst und Autor Daniel Nocke hat die Voraussetzung dafür geschaffen, indem er die Tochterfigur in den Mittelpunkt der Geschichte rückte. Der Film holte 2002 vier Grimme-Preise mit Gold, für Buch, Regie und die beiden Hauptdarstellerinnen. Anneke Kim Sarnau ist die Entdeckung des Films. „Ende der Saison“ gehört dramaturgisch und filmästhetisch zu den einflussreichsten TV-Filmen der letzten 20 Jahre, ist Wegbereiter eines alltagsnahen Realismus ohne Drama-Klischees.
Zwei Menschen hatten eine flüchtige und doch nachhaltige Begegnung. Sieben Jahre später kommen sie sich wieder näher, sich zu öffnen aber fällt beiden schwer. „Grenzgang“, entstanden nach dem Roman von Stephan Thome, ist ein Film über die Bedingungen, die die Liebe ermöglichen oder – besser – erschweren können, in einem Lebensabschnitt, in dem die ersten Träume zerplatzt sind. Der Film von Brigitte Maria Bertele ist kein Themenfilm, steckt aber voller wahrhaftiger Lebenssituationen: Angst vor Enttäuschung, Angst vorm Alleinsein, Tod, das Absterben der Gefühle, der Wille zur Veränderung. Dramaturgisch & inszenatorisch der außergewöhnlichste TV-Film 2013. Und Claudia Michelsen ist zum Niederknien.
Unaufhaltsam nimmt die Tragödie ihren Lauf. Geld – Macht – Liebe. So funktioniert das Spiel, nicht nur im Osten Deutschlands. „Man kann sich nicht lieben, wenn man kein Geld hat“, lässt Laura beiläufig den Kernsatz des Films fallen. Als Parabel auf den gescheiterten Aufbau Ost lasen Kino-Kritiker den Petzold-Film. Schon als Thriller-Variation im Arthaus-Stil ist „Jerichow“ mit seiner schnörkellosen Handlungsführung, den vielen Petzoldschen Auto-Käfig-Szenen und seiner perfekten Tragödien-Dramaturgie überragend genug.
Zwischen Ehekrise und zweitem Frühling, zwischen Spiritualität und Schönheitschirurgie versuchen vier Lehrerinnen zwischen 44 und 52 Jahren ihrem Leben einen Sinn zu geben. Die Handlung von „Klimawechsel“ ist hormongesteuert, die Haltung lebensklug, die Tonlage frisch und respektlos, der Humor angenehm unprüde und gelegentlich köstlich derb, und die Wirkung befreiend. Selten konnte man so viel Spaß haben mit deutscher Komödie!
Eine Berliner Tanzschule, vier Frauen, eine Bruchstelle gelebter Geschichte: Zwei Lebensentwürfe prallen Mitte der 1950er Jahre aufeinander – das Wirtschaftswunder beschleunigt das Vergessen der Kriegsgeneration, der Rock’n’Roll beflügelt das Freiheitsbedürfnis der Jugend. „Ku’damm 56“ nimmt den Zuschauer in ein prüdes Jahrzehnt der Zwänge und der vorgestrigen Gesetze mit – und treibt die Heldin zu neuen Ufern. Der Backfisch tanzt sich frei, die Schwestern heiraten sich hoch und die verhärmte Mutter tanzt auf den Trümmern der braunen Geschichte. Es ist das Nebeneinander von Großem und Kleinem, dem Horizont der Zeit und dem gelebten Alltag, das den besonderen Reiz des ZDF-Dreiteilers ausmacht. Geschichte wird erlebt. Das ist vorbildliches Fernsehen: klug geschrieben, realistisch, überhöht, sinnlich & stilvoll inszeniert. Ein großes Vergnügen!
Auch wenn „Männertreu“ mit Matthias Brandt einen Helden ins Zentrum stellt, der deutlich Züge des im Juni 2014 verstorbenen Frank Schirrmacher trägt, so hat dieser Film weder etwas von einem Schlüssel-TV-Roman, noch setzt er auf Event-Appeal. Schriftstellerin Thea Dorn baut in ihrem dritten Drehbuch auf die kluge, vielschichtige Verschränkung einer Familiengeschichte mit einem Medienskandal. Ein Mann, der Bundespräsident werden soll, hat Probleme mit der Monogamie. „Männertreu“ von Hermine Huntgeburth erzählt vom Flirt mit der Macht & von der Sehn-Sucht, von möglichst vielen Menschen geliebt zu werden, und der Film erzählt von Politik und Medien, die regulierend in dieses Spiel eingreifen und ihm so eine soziale Dimension verleihen. Eine Rarität im Fernsehfilm dieses Jahrzehnts
Franz Münchinger alias Monaco Franze ist ein Hallodri, ein Stenz, ein unverbesserlicher Weiberheld, glücklich (und wohlhabend!) verheiratet mit Annette von Soettingen, einer Dame der besseren Münchner Gesellschaft. „Monaco Franze – Der ewige Stenz“ beginnt als Männerphantasie vom omnipotenten Casanova und endet mit zwei Alkoholikern. Ein Serien-Kleinod, angelegt wie ein Stück Literatur – entstanden aus dem Wesen seiner Charaktere, ein Anti-Entwicklungsroman, das Kontrastprogramm zu „Dallas“ & Co, Fortsetzung unmöglich. Es geht um Sex – latent & permanent. Die Serie wurde für den Vorabend produziert!
Das Paar in „Neu in unserer Familie“ hat zwei Kinder, ist unverheiratet und es schließt seinen ganz individuellen Pakt fürs Leben: Nach 14 Jahren Ehe erlauben sich die beiden eine offene Beziehung. Toleranz & Offenheit statt Eifersucht & Besitzansprüche. Das Experiment verläuft nicht unbefriedigend, auch die Kinder spielen überraschend gut mit, doch vieles kommt anders als gedacht… So Degeto-like die Episodentitel „Zwei Eltern zu viel“ und „Ein Baby für alle“ auch klingen, dieser ARD-Zweiteiler setzt neue Maßstäbe für den Unterhaltungsfilm. Das Duo Nocke/Krohmer, Wegbereiter einer modernen Fernsehdrama-Kommunikation, hat ihr (lebens)kluges dramaturgisches Konzept nun dem Genre Dramödie angedeihen lassen. Das Ergebnis ist ein unterhaltsamer, alltagsnaher & diskussionswürdiger Familienfilm, der durch seinen formalen Realismus, seine absurd anmutenden Wendungen, durch treffsichere Dialogwechsel, authentische Charaktere, einen natürlichen Umgang mit (der Darstellung von) Sex und ein Ensemble zum Verlieben höchsten Fernsehfilmansprüchen gerecht wird.
Katinka und Tom führen eine Praxis für Kinder- und Jugendpsychotherapie in Berlin. Sie haben sich ein kleines Paradies in der Stadt geschaffen. Sie können es gut gebrauchen, zum Runterkommen und zum Reflektieren; dieser Beruf verlangt enorme Sensibilität und hohe Konzentration. Vor allem aber brauchen ihre kleinen und auch die nicht mehr ganz so kleinen Klienten und Klientinnen diesen sicheren Ort, an dem es so anders ist als in deren Alltag. Wer glaubt, die acht 45-Minüter von „Safe“ seien nur interessant für Eltern mit Problemkindern, liegt völlig falsch. Ebenso wer glaubt, diese Serie von Oscar-Gewinnerin Caroline Link könne nur etwas sein für Erwachsene, die Kinder haben. Selbst wer keinerlei Bezug zum Thema hat und sich auch an die eigene Kindheit nur mit Widerwillen erinnert, bei dem könnte die Beschäftigung mit „Safe“ den Alltagsblick weiten. Gut tut diese Serie vor allem auch all denen, die sich einen achtsameren und respektvolleren Umgang mit anderen Menschen wünschen, abseits von den asozialen Medien, abseits von einem Pragmatismus, der die Last des Alltags zum Alibi für unsoziales Verhalten macht. Und auch diejenigen, die sich ein anderes Fernsehen wünschen, eines, das gesellschaftliche Wirklichkeit auch einmal ohne Mord und Totschlag zu begreifen versteht, dürften sich bei der Serie zu Hause fühlen.
Kölner Südstadt, drei befreundete Paare zwischen 40 und Mitte 50, die ihre Beziehungen, Lebenskonzepte und beruflichen Entwicklungen auf den Prüfstand stellen. „Südstadt“ erzählt Geschichten nah an der Erfahrungswelt seiner Figuren. Die Zeit scheint reif zu sein für einen Wechsel, für Veränderungen in Liebe & Beruf, für Trennungen. Es ist weit mehr als ein Stochern im Psychosumpf, auch das Gesellschaftliche schwingt mit in diesem Soziotop der Lehrer, Akademiker & Journalisten, in dem auch eine Ärztin & ein Headhunter mitmischen. Es ist der achte Film von Vattrodt/Geschonneck; inhaltlich & dramaturgisch ihr vielfältigstes & verständlichstes Beziehungsdrama. Es wird weniger geredet, mehr gehandelt; Sprache verkommt weniger zur narzisstischen Selbstdarstellung als zum Kampfinstrument und zum Spiegel der Entfremdung. Handlungsmotor sind die großen Lügen und kleinen Unwahrheiten, das Schweigen & Verschweigen. Dass die Geschichten so wunderbar aufgehen, liegt auch an Vattrodts kluger Verzahnung der anschlussfähigen Plots und der Dramaturgie der narrativen Auslassungen, der Matti Geschonnecks Montage der Verknappung entspricht. Die Besetzung ist perfekt, das Spiel bis in die kleinsten Nuancen echt und zutiefst wahrhaftig.
Der zweite „Tatort“, in dem Corinna Harfouch und Mark Waschke gemeinsam vor der Kamera stehen, ist ein Highlight der Krimireihe: Nach dem Fund einer männlichen Leiche ermitteln Kommissarin Susanne Bonard und ihr Kollege Robert Karow im Milieu der vietnamesischen Gemeinschaft in Berlin. Die Episode „Am Tag der wandernden Seelen“ (RBB / Provobis) beweist, dass von extremer Gewalt erzählt werden kann, ohne Voyeurismus zu bedienen, ohne zu verharmlosen und dabei der Perspektive und der Würde der Opfer gerecht zu werden. Außerdem sticht die respektvolle, differenzierte Darstellung der vietnamesischen Kultur und ihrer Geschichte in Deutschland hervor. Und dann ist der Film von Mira Thiel (Drehbuch, Regie) und Josefine Scheffler (Drehbuch) noch hochspannend, dabei nicht nur düster und abstoßend, sondern auch voller Empathie, herausragend inszeniert, erstklassig gespielt.
Ein Mann fährt ein Kind tot, begeht Fahrerflucht und sucht – weil er die Schuld nicht aushält – Kontakt zur Mutter des Opfers. Es sind die kleinen Dinge, kaum wahrnehmbare Zeichen, oft Auslassungen, über die sich Christian Petzolds Film “Wolfsburg” erzählt. Geredet wird wenig. Man schweigt sich beredt an und über Probleme aus. Petzold: “Die Figuren funktionieren nur, sie sind kalt und leben in sich selbst.“ Nina Hoss und Benno Fürmann sind ideal für diesen Stil. Unsichere Blicke, ein Zögern im Handeln, zwei Fremdkörper in der so übersichtlichen Welt aus Straßen, Feldern und Fabriken. Ein kleines Meisterwerk.
Normalerweise zeigt das ZDF die Produktionen des Kleinen Fernsehspiels nach Mitternacht. Umso respektabler ist die Ausstrahlung dieses ungemein berührenden Dramas als „Fernsehfilm der Woche“. Der Film erzählt die bewegende Geschichte eines Elternpaars, das im Verlauf der Schwangerschaft erfährt, dass das Kind nicht nur mit dem Down Syndrom, sondern auch mit einem schweren Herzfehler zur Welt kommen wird. Ganz herausragend ist die Leistung von Julia Jentsch, die nie das Gefühl vermittelt, sie spiele eine Rolle. Mutig war auch die Entscheidung von Regisseurin Anne Zohra Berrached, das medizinische Personal ausnahmslos mit echten Ärzten und Hebammen zu besetzen, was den Film im Zusammenspiel mit der Bildgestaltung überweite Strecken sehr dokumentarisch wirken lässt.
Zwei Dinge eint sechs Männer um die 30: sie wissen nicht, was sie wollen und sie sind Anhänger von Eintracht Braunschweig, einem Verein, der schon bessere Zeiten gesehen hat. Sechs tickende Zeitbomben, sechs manische Männer, die nach dem Motto leben: „Ich hau drauf, also bin ich!“ – das sind die „Triebkräfte“ von „66/67 – Fairplay war gestern“ von Carsten Ludwig und Jan Christoph Glaser („1. Mai“). Der Film ist schnell, dynamisch, psychologisch präzise, ein schmutziger, kleiner Film mit Hang zum Exzessiven. Großartig: Hinrichs und Bach. Ein Hauch Scorsese weht durch die Braunschweiger Szene.
„Alle Anderen“ war 2009 das Kinoereignis für Cinéasten und alle die Eric Rohmer lieben und die Anderen gern beim Liebesspiel zuschauen. Ein Paar um die 30 macht Urlaub auf Sardinien. Maren Ade schaut in alltagsnahen Szenen einer Beziehung bei ihrem Sosein zu. In seiner grausamen Genauigkeit schmerzt der Film beim Zuschauen mitunter regelrecht. Es ist ein faszinierender Schmerz, den zwei großartige Schauspieler zu einem Erlebnis in Sachen Machtverschiebung machen. Eine orientierungslose Generation auf Gefühlssuche.