Normalerweise begegnen die in der Regel unfreiwilligen Helden solcher Geschichten diversen Doppelgängern. Ob „Dritter Zwilling“ oder „The Sixth Day“: stets bringt sie die Erkenntnis, „Ich“ sei ein anderer, fast um den Verstand. In diesem Fall braucht man derlei nicht zu befürchten, denn viel zu verlieren gibt es nicht: Ann-Kathrin Kramer als Friseuse, in deren Bauch ein genetisch geschaffenes Baby wächst, wirkt, als hätte sie zu oft „Erin Brockovich“ mit Julia Roberts gesehen. Die demonstrativ geschmacklos gekleidete Frohnatur rülpst fröhlich vor sich hin und spielt die Heldin, als wolle sie den Proletarierin aller Länder ein Denkmal setzen: Wer braucht Manieren, wenn man nur das Herz am rechten Fleck hat.
Dabei ist die Geschichte alles andere als komisch: Annette ist schwanger. Bevor ihr Gatte ihr erklären kann, warum ihn das auf die Palme bringt (er ist zeugungsunfähig), wird er umgebracht. Kein Wunder, dass Annette keinen Draht zu dem kleinen Geschöpf in ihrem Bauch bekommt: Der Fötus, ein potenzielles Genie mit allen Anlagen zum Spitzensportler, wurde eingepflanzt; sie soll ihn bloß austragen. Als es endlich zur „Kommunikation“ zwischen Mutter und Kind kommt, will der Arzt eine Abtreibung vornehmen: Das gentechnische Komplott ist aufgeflogen; doch jetzt kämpft Annette wie eine Löwin für ihr Baby.
Gegenpol zur überdrehten Kramer ist in jeder Hinsicht Friedrich von Thun als väterlich-freundlicher Arzt, hinter dessen Fassade sich ein ehrgeiziger Dr. Frankenstein verbirgt. Er spielt den klassischen „mad scientist“, der wie Gott hier ein Leben gibt, dort ein anderes nimmt, ruhig und kühl, ohne laute Töne. Vorhersehbarer ist die Rolle von Mathias Hermann als Annettes Traummann (im wahrsten Sinne des Wortes), der sich erst als neuer Nachbar, später aber als Handlanger der Bösewichte entpuppt.