Das Boot 2 (2020)

Wlaschiha, Schick, Bock, Okon, Colin Teevan, Ostermann, Glasner. Treffer, versenkt!

Foto: Sky / Wow
Foto Tilmann P. Gangloff

Ähnlich wie die erste Staffel basiert auch die Fortsetzung der Serie „Das Boot“ (Sky / Bavaria Fiction) nur noch auf Motiven der Kriegsromane von Lothar Günther Buchheim. Dafür gibt es eine neue Hauptrolle: Clemens Schick spielt einen U-Boot-Kommandanten, der in geheimer Mission Richtung USA unterwegs ist. An Bord hat er ein Exemplar der legendären Verschlüsselungsmaschine Enigma. Der kriegsmüde Kapitän weiß: Wenn er das Gerät den Amerikanern ausliefert, würde dies das Ende des Krieges bedeuten. Die weitere Bootsbesatzung ist hingegen ausgesprochen schlicht und eindimensional ausgefallen, selbst wenn plumpe Sprüche und lächerliche Männlichkeitsrituale der Realität abgeschaut sein mögen. Die Landgänge sind daher eine willkommene Abwechslung, zumal Tom Wlaschiha den deutschen Polizeichef von La Rochelle erneut sehr markant verkörpert.

Wenn eine Produktion erfolgreich ist, stellt sich umgehend die Frage nach einer Fortsetzung. Die einfachste Antwort ist die Einführung einer neuen Figur und somit auch eines neuen Hauptdarstellers. Clemens Schick ist immer eine gute Wahl und besitzt das nötige Charisma für diese vielschichtige Rolle: Johannes von Reinhartz macht sich nichts aus Kriegsruhm und hält es nicht für eine Glanztat, dass er sein U-Boot gerettet hat, indem er nach der Versenkung eines Frachters angesichts eines sich nähernden Zerstörers unter die Schiffbrüchigen getaucht ist. Zur Jahreswende 1942/43 bekommt der erfahrene U-Boot-Kapitän einen Geheimauftrag: U-822 soll eine Enigma transportieren. Die legendäre Maschine, mit der die Deutschen ihre Funksprüche ver- und entschlüsselt haben, stellte die Alliierten vor unlösbare Rätsel. Der längst schon kriegsmüde Offizier beschließt, die Enigma den Amerikanern zu übergeben und so dazu beizutragen, den Krieg vorzeitig zu beenden. Allerdings wird die Maschine von drei SS-Männern begleitet; deren Ziel ist verblüffenderweise ebenfalls die Ostküste der USA.

Das Boot 2 (2020)Foto: Sky / Wow
Männlichkeitsrituale. Das Gesetz des Erfolgs: Eine zweite Staffel muss (schnellstens) her! Das ist die Kehrseite des Serien-Booms.

Auch diesmal gibt es wieder eine zweite Erzählebene, die an Land spielt. Vicky Krieps ist für ihre Rolle als Resistance-Mitglied, das in La Rochelle für die Deutschen arbeitet, im letzten Jahr mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet worden. Simone Strasser stirbt jedoch gleich zu Beginn, als sie eine versteckte jüdische Familie beschützen will. Ihre Rolle als weibliche Identifikationsfigur übernimmt eine Krankenschwester (Fleur Geffrier), die ebenfalls dem Widerstand angehört. Auf diese Weise erspart es das Drehbuchteam seinem Publikum, dass die Serie überwiegend aus hektischen Dialogen wie zum Auftakt der ersten Folge besteht: „Los, los!“ „Hopp, hopp, hopp!“ „Alle Mann voraus!“ „Beeilt euch, Beeilung!“ „Wasserbomben – eins, zwo!“, eine Explosion, „Wassereinbruch!“, und noch mehr Hektik.

Natürlich ist diese Dialogwiedergabe etwas unfair; gerade männliche Zuschauer erwarten von Action-Filmen und -serien ohnehin keine gehaltvollen Gespräche. Aber weil die Entwürfe der Matrosen wie auch der meisten Offiziere eher schlicht ausgefallen sind und die entsprechend eindimensionale Verkörperung ein Übriges tut, sind die Ausflüge an Land in der Tat eine willkommene Abwechslung, auch dank Tom Wlaschiha als Kriminalrat Forster und Rainer Bock als Kommandeur der U-Boot-Staffel: Der Fregattenkapitän schickt U-822 ein zweites Boot hinterher; Korvettenkapitän Wrangel (Stefan Konarske), dem wegen Meuterei das Kriegsgericht droht, soll verhindern, dass die Enigma dem Feind in die Hände fällt. Ein dritter Handlungsstrang erzählt, wie es mit der Hauptfigur der ersten Staffel weitergeht: Kapitänleutnant Hoffmann (Rick Okon) ist vor der Küste Nordamerikas gestrandet und von kanadischen Fischern aufgegriffen worden. In New York verliebt er sich in eine schwarze Jazz-Sängerin (Rochelle Neil) und will eigentlich gar nicht mehr „heim ins Reich“. Er vertraut sich einem deutschstämmigen Anwalt an, der sich jedoch als überzeugter Nationalsozialist entpuppt und Anschläge auf die US-Flotte plant; für diese schillernde Rolle konnten die Macher immerhin Thomas Kretschmann gewinnen.

Es sind ohnehin vor allem die namhaften Darsteller, die die Staffel 2 sehenswert machen (Regie: Rick Ostermann, Matthias Glasner). Wlaschiha ist erneut sehr gut in seiner Rolle, zumal er mit seinen markanten Gesichtszügen perfekt in die Zeit passt: Der Kriminalrat, der in der Zwischenzeit Französisch gelernt hat, ist zunächst gar nicht mal unsympathisch; bis er der Verräterin ungerührt beim Sterben zusieht. Klischeehaft sind indes viele Szenen mit den gemeinen Matrosen, selbst wenn plumpe Sprüche, lächerliche Männlichkeitsrituale oder eine Schlägerei unter rivalisierenden Bootsbesatzungen der Realität abgeschaut sein mögen.

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Sky

Mit Tom Wlaschiha, Clemens Schick, Rainer Bock, Stefan Konarske, Rick Okon, Rochelle Neil, Fleur Geffrier, Franz Dinda, Robert Stadlober, Vincent Kartheiser, Vicky Krieps, Thomas Kretschmann

Kamera: David Luther, Philipp Blaubach

Szenenbild: Nick Palmer

Kostüm: Chattoune

Schnitt: Lucas Seeberger, Charles Ladmiral

Musik: Matthias Weber

Redaktion: Marcus Ammon, Frank Jastfelder (Sky)

Produktionsfirma: Bavaria Fiction

Produktion: Moritz Polter, Oliver Vogel, Jan S. Kaiser

Headautor*in: Colin Teevan

Drehbuch: Colin Teevan, Matthias Glasner, Tim Loane – Buchvorlage: Lothar Günther Buchheim

Regie: Rick Ostermann, Matthias Glasner

Quote: im ZDF: (1) 2,18 Mio. Zuschauer (7% MA); (2) 2,14 Mio. (7% MA); (3) 1,69 Mio. (7,6% MA)

EA: 24.04.2020 20:15 Uhr | Sky

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