Ein Kaufhauserpresser narrt die Berliner Polizei. Nach jedem Coup denkt sich der Ganove, der sich „Dagobert“ nennt, eine raffiniertere Methode der Geldübergabe aus. Mal wird die Geldtasche mit einem Elektromagneten an einem Zug befestigt, ein anderes Mal in einer präparierten Streusandkiste deponiert und schließlich in einer Mini-Lore mit Elektromotor abgelegt. Die Soko um Hauptkommissar Paule Pietsch und seinen sich zurückgesetzt fühlenden Kollegen Kaiser ist ihm zwar immer dicht auf den Fersen, aber nie reicht es zur Festnahme. Und so überschüttet die Öffentlichkeit die Beamten mit Hohn und Spott, während „Dagobert“ zum Kult-Gangster avanciert. Doch Pietsch ist sich sicher, dass der Mann, dem es mehr um das Duell mit der Polizei geht als um den schnöden Mammon, irgendwann einen Fehler machen wird. Dann wird dem Tüchtigen die Stunde schlagen…
„Das Phantom – Die Jagd nach Dagobert“ ist die Geschichte um den realen Kaufhauserpresser, der von 1988 bis 1994 sein phantasievolles Unwesen trieb. Der Film wurde zu einem „komödiantischen Polizeifilm mit Kommissar Zufall in der Hauptrolle“ (Sichtermann), obwohl er zunächst stärker wie eine Krimifarce, eine Geschichte der Pannen und Katastrophen, angelegt war – mit Kommissaren, die sich vor lauter Verzweiflung am Ende gegenseitig verdächtigen. Da der echte Geldscheffler „Dagobert“ am 21. April 1994, ein Tag nach Fertigstellung des Drehbuchs, festgenommen wurde, musste das Ende umgeschrieben werden, was dem Film von Roland Suso Richter ein bisschen von seiner Skurrilität zu nehmen drohte, was ihm aber in der Art und Weise, wie die Festnahme zum Schluss in Szene gesetzt wird, wieder reichlich Ironie zurückgibt. Die Trottel vom Dienst lassen sich feiern. Überhaupt geht es in „Das Phantom“ weniger um den Kriminalfall, der war dem Zuschauer 1994 bestens bekannt, sondern um das komische Potenzial, das der Autor Nicholas Niciphor neben der Erpresser-Szenarien auch in den Charakteren der Ermittler fand. In diesem frühen ernstzunehmenden Sat-1-Movie lässt sich ein kluger Vorläufer des heute so beliebten Kriminalkomödiengenres erkennen. Der Film bietet ein Wiedersehen mit dem fast jugendlich anmutenden Dieter Pfaff in der Hauptrolle; außerdem wuselt ab und an ein kleiner Kollege durchs Bild, der dieses Augenzwinkern im TV-Krimi weiterführen sollte: Axel Prahl.