Als Vater hat man’s nicht leicht, wenn die Tochter flügge wird; vor allem, wenn sie das einzige Kind ist. Versicherungsagent Reinhard Petzold (Schüttauf) aber übertreibt seine Fürsorge ein klein wenig. Einen Peilsender an dem Auto anzubringen, mit dem die 16-jährige Tochter zu einer Party nach Berlin fährt: Das deutet doch auf ein gewisses Zwangsverhalten hin. Aus den Fugen gerät die Verfolgungsfahrt, weil Gattin Hannah (Ruland) den Plan ihres Mannes durchschaut und nun unbedingt mitkommen will; aber nicht etwa, um ihre Tochter zu kontrollieren, sondern um Reinhard auf die Finger zu schauen. Prompt entwickelt sich der Trip aus dem beschaulichen Schwaben in die böse Großstadt zum Exkurs in Feindesland, bei dem schief geht, was nur schief gehen kann: Mietwagen weg, Geld weg, erwischt beim Schwarzfahren, im Bordell gelandet, von der Polizei verhaftet. Am Ende ist auch noch die Ehe im Eimer, aber wie durch ein Wunder erwächst aus dem Chaos neue Zuneigung.
Ariane Zeller inszeniert “Das total verrückte Wochenende” nach der turbulenten Buchvorlage von Christof Ritter als muntere Aneinanderreihung kleinerer Katastrophen, die jede für sich genommen halbwegs harmlos wären, aber regelmäßig zu neuem Ungemacht führen. Gerade die Komposition der Geschichte bereitet immer wieder großes Vergnügen: Als ein Straßenmusiker ganz unverhohlen an Hannah rumbaggert und die sich das auch noch gefallen lässt, klaut Reinhard ihm kurzerhand das Fahrrad. Prompt wird er von der Polizei angehalten, weil er eine rote Ampel überfahren hat. Zu allem Überfluss entdecken die Beamten in der Fahrradtasche Marihuana. Hannahs Hinweis, er sei unschuldig, weil er das Rad doch gerade erst geklaut habe, ist auch nicht besonders hilfreich; und schon landen bei auf dem Revier.
Sehr sympathisch sind auch die vielen Kleinigkeiten: Bei ihrer unfreiwilligen Übernachtung auf einem Autobahnparkplatz erinnern sich Reinhard und Hannah an eine romantische Italienreise, in deren Verlauf ihr alter R4 rückwärts einen Weinberg runterrollte. Fortan hat Reinhard die Räder des Autos immer mit Steinen gesichert. Am nächsten Morgen zeigt sich, das Eltern und Tochter auf dem selben Parkplatz genächtigt haben; Tochter Lina weist ihren Beifahrer amüsiert auf das Nachbarauto hin, dessen Reifen mit Steinen blockiert sind, obwohl es weit und breit nirgendwo bergab geht. Diese Gags funktionieren allerdings nur, weil Jörg Schüttauf so hingebungsvoll die personifizierte Korrektheit verkörpert: Ausgerechnet ein Mann, der in seinem Leben noch nie gegen eine Regel verstoßen hat, muss ein Verbot nach dem anderen übertreten; und wird dabei prompt jedes Mal ertappt. (Text-Stand: 31.3.2009)