In dem ungewöhnlichen Beziehungsfilm „Immer wieder anders“, den die ARD im Februar gezeigt hat, hat Tina Amon Amonsen als beste Freundin der weiblichen Hauptfigur markante Akzente gesetzt. Nun ist sie zur Titeldarstellerin der neuen ARD-Vorabendserie „Dating Daisy“ aufgestiegen. Die Krankenschwester, Anfang dreißig, teilt das Schicksal unzähliger Geschlechtsgenossinnen aus ähnlichen Geschichten: Nach 13 Ehejahren erwischt sie den Gatten (Manuel Cortez) beim Seitensprung mit einer Kollegin. Umgehend verlässt sie die gemeinsame Wohnung, kauft sich ein Häuschen im Grünen und beginnt einen Neuanfang. Das ist selbstredend leichter gesagt als getan, davon leben Filme und Serien dieser Art: Das Haus ist eine heruntergekommene Bruchbude, und die Männer stehen auch nicht gerade Schlange.
Die 16 Comedy-Folgen à 25 Minuten orientieren sich mit ihrer Kombination aus Arztserie und Liebesgeschichten offenkundig an RTL-Produktionen wie „Doctor’s Diary“, „Doc meets Dorf“ oder „Schmidt – Chaos auf Rezept“, und das nicht nur wegen des englischen Titels, des animierten Vorspanns und der etwas bemüht originell wirkenden Episodentitel. Gegen all dies ist ja auch nichts einzuwenden, doch es gibt einige Punkte, die einem Erfolg von „Dating Daisy“ im Weg stehen: Der ARD-Vorabend ist tot; die jüngsten RTL-Vorbilder sind mangels Zuschauerinteresse vorzeitig abgesetzt („Schmidt“) oder nicht verlängert worden („Doc meets Dorf“); Serien, deren einzelne Folgen nicht in sich abgeschlossen sind, haben es beim Publikum immer schwer; und die Hauptdarstellerin muss sich derart durch die Geschichten grimassieren, dass Diana Amft, seit einigen Jahren die Galionsfigur der komischen Serien-Darstellerin („Doctor’s Diary“, „Christine“, „Josephine Klick“), dagegen fast sparsam wirkt.
Soundtrack: Titelsong “Two” von Lenka. Außerdem u.a. The Beatles (“Here Comes the Sun”), Materia (“Kids”), Pharrell Williams (“Happy”)
Davon abgesehen ist „Dating Daisy“ – gemessen an den „Heiter bis tödlich“-Formaten am ARD-Vorabend – ungewöhnlich temporeich. Mit dem flotten Erzählrhythmus, den pointenreichen Dialogen und den gern auch mal kommentierend eingesetzten Popsongs wirkt die „Dramedy“-Serie auch handwerklich wie eine Auftragsarbeit für RTL. Tatsächlich hat die Produktionsfirm ndF vor zwei Jahren einen entsprechenden Pilotfilm für den Privatsender gedreht. Nun ist Daisy also im „Ersten“ gelandet, das vor zehn Jahren mit „Berlin, Berlin“ (2002 bis 2005) im Vorabend sehr erfolgreich war; die Rolle der Lolle hat Felicitas Woll damals zum Star gemacht. Amunsen wird das vermutlich nicht gelingen: In praktisch jeder Einstellung muss sie Mund und Augen aufreißen oder die Stirn übertrieben in Falten legen.
Das ist schade, denn die Geschichten sind zwar vorhersehbar, aber nicht unsympathisch. In Folge eins zum Beispiel findet Daisy einfach keinen Kerl, der mit zum Klassentreffen kommen würde, und am Abend hat sie ein plötzlich halbes Dutzend Begleiter. Nicht unerwartet, aber hübsch eingefädelt ist auch ihre vergebliche Liebesmüh: Ein attraktiver Typ (Steffen Groth, auch ein Dauergast in diesem Genre) fährt ihr ins Auto und revanchiert sich, indem er die Renovierung ihres Hauses übernimmt; doch just in dem Moment, als Daisy beginnt, sich in ihn zu verlieben, entpuppt er sich als Ehemann ihrer neuen Chefin. Wie so oft in Filmen und Serien dieser Art ist die beste Rolle ohnehin nicht die der Heldin, sondern die ihrer besten Freundin; Leonie Brandis („Polnische Ostern“), ebenfalls noch relativ unerfahren, spielt die kluge Carla außerdem deutlich sparsamer. Auch die Nebenfiguren sind mit kaum bekannten, aber durchweg überzeugenden Darstellern besetzt. (Text-Stand: 26.9.2014)