So eine Nonne hat das Kloster Marienthal noch nicht gesehen. Nicht mit dem Zug reist sie an, lieber kommt sie per Fahrrad mit Rucksack, Turnschuhen und einem lebensfrohen Lächeln. Schwester Camilla bringt frischen Wind in den klösterlichen Alltag. Die gestrenge Oberin sieht das anders: “Wo Sie auftauchen gibt es Ärger!” Und tatsächlich, kaum angekommen, liegt schon ein junger Mann im eigenen Blut in der Kapelle des Klosters. Sofort hat Camilla eine Theorie parat: Ein Kuckucksuhrenfabrikant auf Freiersfüßen erweckt ihren Verdacht. In die schwäbische Pampa strafversetzt wurde die Betschwester mit der krankhaften Neugier allein deshalb, weil sie sich zuletzt zu sehr in Sachen Kriminalistik statt in christlicher Demut übte.
“Die Nonne und der Kommissar” ist eine Krimikomödie, die Laune macht und angenehm unaufgeregt unterhält. Das Interesse an der Auflösung des Mordes hält sich dabei in Grenzen und auch die komischen Momente sind nicht unbedingt der Inbegriff an Originalität. In der ersten Szene des Films wird bereits eine Spur in Richtung Gift gelegt, doch über dem augenzwinkernden Treiben im Kloster hat man das schnell wieder vergessen. Der Film plätschert dahin wie ein Bächlein im Schwarzwald.
Ann-Kathrin Kramer als Sonnnenscheinchen in schwarzer Tracht ist so unglaubwürdig wie der ganze Film: deshalb trägt sie ihn offenbar auch so überzeugend. Ihrer Gegenspielerin, Oberin Ludwiga, hat sie bald den Giftzahn gezogen. Bleibt der titelgebende Kommissar, den Günter Maria Halmer verkörpert als eine Mischung aus Privatdetektiv, Pensionär und seiner einstigen Paraderolle, dem Anwalt Abel. Dessen spöttische Abgeklärtheit verträgt sich so
gar nicht mit dem munteren Gottvertrauen der Heldin. “Ihnen fehlt der Glaube“, wirft sie ihm vor. Darauf kontert er: “Ne, Gott ist tot – daran glaub ich.”
Schimanski-Erfinder Hajo Gies hat das Buch von Martina Brand mit einer recht volksnahen Variante von Humor versehen. Die Gegensätze zwischen der stets ungebremsten Camilla und dem gelassenen Temperament des Provinzermittlers werden nie zu offensichtlich ausgespielt. Die Schwesterntracht rettet “Die Nonne und der Kommissar” vor allzu dicken Klischees. Hier landen die zwei, die sich anfangs nicht riechen können – so viel sei verraten – weder im Bett noch vor dem Traualtar. Das ist doch schon mal was. Dafür haben sich Brand und Gies so einiges von der Erfolgsserie “Um Himmels willen” abgeguckt. (Text-Stand: 23.8.2006)