Was haben ein Gourmet-Menu und ein Mord gemeinsam? Sie wollen perfekt und ausgeklügelt sein, um dort den Gaumen zu kitzeln oder hier die Polizei im Trüben fischen zu lassen. Raffinement und Geduld sind geradezu ein Muss für Mörder wie Meisterköche. Eine Kriminalkomödie mit zwei Leichen im Feinschmecker-Restaurant anzusiedeln, wie es Autor Detlef Michel in “Die Quittung” getan hat, ist von daher keine gar so abwegige Idee. Und es ist amüsant, wenn zwischen Hühnerleber und Hummerschwänzen ermittelt wird.
Eigentlich sind sie vier Freunde, Koch Olaf, Marina, seine Frau, Lebemann Christian und Ehefrau Beatrice. Zu viert haben sie vor 10 Jahren das “Metropol” aufgemacht, das mittlerweile eine führende Adresse für die Gourmets der Stadt ist. Der Laden brummt, doch Liebe und Freundschaft sind vergänglich. Der Hausherr hat ein Verhältnis mit Marina und er unterschlägt edle Weine. Als Olaf der Untreue seiner Frau auf die Schliche kommt und Beatrice von der Steuerhinterziehung erfährt, ist das Paradies gefährdet. Dann ist einer der vier tot, wenig später ein zweiter. Zwei Mörder – nur einer wird die Quittung bekommen?
Dafür sorgen ein raffinierter Plan und eine Kommissarin, deren Ermittlungseinsatz durch den Magen geht. Katharina Thalbach spielt die berlinernde Beamtin erfrischend Columbo-like, mit Kippe im Mund, dem Finger im Parfait und dem Kopf ganz bei der Sache. “Ein Rauhaardackel”, so Thalbach. Auf den ersten Blick ganz anders – und doch seelenverwandt – ist Koch Olaf, ein introvertierter Typ, der mit dem Bauch denkt. Jan-Gregor Kremp muss ihn mit vielen Varianten der Verstellung spielen. Auf der Gegenseite gibt Heikko Deutschmann elegant und lässig den gut gelaunten Hedonisten.
“Die Quittung” ist kein gewöhnlicher Krimi, sondern eher eine augenzwinkernde Variante des klassischen Themas “Wie bringe ich meine Frau um?”. Mister “Tatort” Niki Stein war froh, einmal keine düstere Mord-Story inszenieren zu müssen. “Um einen Krimi zu erzählen, ist es manchmal schöner, wenn die Atmosphäre anfangs heiter ist, und der Zuschauer plötzlich merkt, dass es ganz tiefe Abgründe gibt”, so Stein. Ungewöhnlich – geradezu köstlich – ist auch die Idee, 50 Prozent des Films im eigens hergestellten Restaurant spielen zu lassen. (Text-Stand: 19.1.2004)