Sie könnte auf den Urlaub gut verzichten. Internat-Girlie Nina kann sich Aufregenderes vorstellen, als mit ihren Eltern die Ferien zu verbringen. Obwohl die Reise nach Südafrika geht, wird sie bald ein einziger Alptraum. Die Mutter schluckt Pillen und Wein in Massen, der Vater gibt sich gewollt freundlich. Da kommt ihr der attraktive Tauchlehrer Steve gerade recht. Doch nach ihrem ersten Tauchgang wünscht sie sich, ihm nie begegnet zu sein.
“Einladung zum Mord” ist ein Remake von Rainer Erlers “Die letzten Ferien”, einem der ersten Thriller der Fernsehgeschichte. Ein besonderer Marketing-Effekt ist die Besetzung von Jutta Speidel. Sie spielt die Mutter von Nina. Vor 25 Jahren war sie es, die in der Fremde beinahe ihre letzten Ferien erlebt hätte. Die Mutter sei im neuen Drehbuch von Carolin Hecht aufgewertet worden, betont Jutta Speidel. “Ich wollte darstellen, wie eine Frau in so eine Abhängigkeit und in solche Schuldgefühle geraten kann.” Für die Münchnerin hat ihre Figur ihre Selbstachtung längst aufgegeben. Speidel trägt – durchaus dem Genre gemäß – etwas dicker auf. Mit Mut zur Hässlichkeit gibt sie ihrer seelisch Kranken ein markantes Gesicht.
Von der Dramaturgie der Spannung steht das TV-Movie dem Original, das nicht durch Feinsinnigkeit auffiel, in nichts nach. Kein überflüssiges Styling, knappe Nebenhandlungen, Konzentration auf das Wesentliche: und das ist das Leben von Blondschopf Nina. Mira Bartuschek flüchtet sich nicht in die typischen Teenie-Manierismen. Sie strahlt physisch eine solch liebenswert-sympathische Frische aus, dass das große Zittern um ihre Figur beginnt. Und Ken Duken muss nur einen lässig-coolen Blick aufsetzen – und schon sind alle Mädchen hin und weg. Eine differenzierte Auslotung der Charaktere ist für Regisseur und Produzent Rainer Matsutani offenbar nicht primär die Aufgabe des Genres. Es gibt viele verzichtbare Thriller im deutschen Fernsehen. Dieser gehört nicht dazu. (Text-Stand: 28.11.2000)