Friesland – Irrfeuer

Florian Lukas, Sophie Dal, Vörtler, Wackernagel. Ostfriesenkrimi – eher konventionell geraten!

Foto: ZDF / Martin Valentin Menke
Foto Volker Bergmeister

Zum vierten Mal zeigt das ZDF, dass auch hinterm Deich das Verbrechen lauert: „Friesland – Irrfeuer“ wartet allerdings mit einer Story auf, die fast so flach ist wie die Insel, auf der Teile des Films gedreht wurden. Und auch die dramaturgische Umsetzung durch Markus Sehr ist eher konventionell geraten. Die Reihe kann den Schwung der ersten Episoden leider nicht mitnehmen: Nicht mit Pointen unterfüttert, aber auch nicht wirklich spannend ist dieser Krimi, der sich dank der lieb gewonnenen Kripo-Familie und deren guter Besetzung durchaus ohne Reue ansehen lässt. Für die gelungensten Momente ist vor allem Felix Vörtler zuständig. Und Thomas Schmauser macht wieder mal aus einer kleineren Rolle einen großen Auftritt.

Flach ist es auf Norderney und ziemlich flach ist auch dieser Krimi, der teilweise auf der Urlaubsinsel gedreht wurde. Ein traditionelles Deichfeuer wird bei einem Fest an der ostfriesischen Küste angezündet. Die Stimmung ist gut, doch dann entdecken die Polizisten Jens Jensen (Florian Lukas) und Süher Özlügül (Sophie Dal) in den Flammen eine Leiche. Die Löscharbeiten kommen nur schwer in Gang; dann ist Jens geschockt. Handelt es sich bei der Toten etwa um seine neue Freundin, die Vogelkundlerin Klara (Katharina Wackernagel)? Er fährt zu ihr, sie ist wohlauf. Hobby-Forensikerin Insa Scherzinger (Theresa Underberg) gelingt es, die Identität der Toten festzustellen: Es ist Sabine Feig. Auch sie hatte dafür gekämpft, dass das Brachland bei Leer als Vogelschutzgebiet anerkannt wird. Kommissar Brockhorst (Felix Vörtler) will den Fall schnell klären, zumal der Marketingleiter der Region (Götz Schubert) sich um das Image des Landstrichs und den Tourismus sorgt. Eine Spur führt Jens und Süher zu Sabines Bruder Bertram (Thomas Schmauser), der davon profitiert, wenn der Naturraum in einen Campingplatz umgewandelt würde. Brockhorst hingegen glaubt an einen Ritualmord, da bei der Leiche mysteriöse Steine mit heidnischen Symbolen gefunden wurden, die offenbar aus Habedanks (Holger Stockhaus) Heimatarchiv gestohlen wurden.

Wie schon beim dritten „Friesland“-Film heißen bei „Irrfeuer“ die Macher Timo Berndt (Buch) und Markus Sehr (Regie). Die bleiben ihrer Linie treu. Und so vermisst man den trocken-subtilen Witz der ersten Episoden der Reihe. Figuren wie der herrlich-steif agierende Habedank und der schlechte-Laune-Kommissar Brockhorst sorgen auch diesmal für die humoristische Note, aber es fehlt den Dialogen meist an der nötigen Pointierung. Und die zu Beginn reizvolle Konstellation ungleiches Polizistenpaar, krimibegeisterte Apothekerin und skurriler Bestattungsunternehmer scheint sich langsam zu verbrauchen, vor allem, weil mit den Figuren zu wenig passiert. Sie haben kaum eine Entwicklung. Autor Timo Berndt , Serien- und Reihen-erprobt („Wilsberg“ / „Ein starkes Team“ / „Die Chefin“ / „Katie Fforde“ / „Die Bergretter“) rückt das Zusammenspiel der beiden so unterschiedlichen Ermittler diesmal eher in den Hintergrund, gibt ihnen Liebesbeziehungen – Jens mit Klara, Süher mit Martmanns Sohn Matthias (Golo Euler) – und reiht die beiden Partner in den Kreis der Verdächtigen ein. Was aber dann passiert, ist allzu erwartbar. Überraschungsmomente bleiben aus.

Friesland – IrrfeuerFoto: ZDF / Martin Valentin Menke
Ein ziemliches gutes Ensemble: Süher Özlügül (Sophie Dal), Jens Jensen (Florian Lukas), Wolfgang Habedank (Holger Stockhaus), Chef Jan Brockhorst (Felix Vörtler) & Insa Scherzinger (Theresa Underberg). Doch der Plot weder Fisch noch Fleisch und so flach wie die Insel, auf der gedreht wurde.

Auch in der dramaturgischen Umsetzung ist der Ostfriesenkrimi arg konventionell geraten. Regisseur Markus Sehr, dem 2015 mit „Die Kleinen und die Bösen“ eine schwarz-humorige, pointierte Sozialkomödie gelang, macht zu wenig aus den Figuren. Florian Lukas ist sichtlich unterfordert, Sophie Dal hat wenig Spielmöglichkeiten. Schade, denn zu Beginn der Reihe hat das weit besser funktioniert, im Gekabbel der beiden lag Potential. Sehr sucht in „Irrfeuer“ nach der gelungenen Mischung aus Witz und Spannung. Nur, dazu gibt die Geschichte nicht viel her. Einzig die Kulisse stimmt, obgleich auch da atmosphärisch zu wenig herausgeholt wird. Action gibt es in Ostfriesland kaum. Nun, die vermisst man auch nicht, sie würde nicht zu den Figuren passen. Aber ein paar Szenen, die wenigstens ein bisschen Thrill erzeugen könnten, hätten der eher monoton dahinfließenden Erzählung gut getan. Es gibt lange Dialoge und auch die durchaus sympathischen Figuren schaffen es nicht, den Zuschauer emotional mitzunehmen. Man guckt drauf, und am Ende ist der Täter der, der aus dem Kreis der Verdächtigen übrig bleibt. „Friesland – Irrfeuer“ ist zu brave Krimi-Unterhaltung, die es zu wenig versteht, die örtlichen Gegebenheiten & die ostfriesische Mentalität in die konventionelle Geschichte einzubinden. Spaß macht Felix Vörtler: Wie er sich in Habedanks Wohnung breit macht, miesepetrig okkulten Ritualen auf den Grund geht – das gehört zu den unterhaltsamen Momenten. Und Thomas Schmauser macht mal wieder aus einer kleineren Rolle einen großen Auftritt. Der braucht keine großen Gesten um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Er schafft mit seinem Spiel das, was man bei anderen Figuren vermisst: Er gibt Rätsel auf. So wie es im Krimi sein soll. Immerhin: Das ZDF scheint zufrieden mit dem Ergebnis und hat mit dem Team Berndt/Sehr schon eine weitere Folge der „Friesland“-Reihe abgedreht.

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Reihe

ZDF

Mit Florian Lukas, Sophie Dal, Theresa Underberg, Holger Stockhaus, Felix Vörtler, Götz Schubert, Golo Euler, Katharina Wackernagel, Florian Karlheim, Thomas Schmauser

Kamera: Ralf M. Mendle

Szenenbild: Katja Schlömer

Schnitt: Stefen Schmitt

Produktionsfirma: Warner Bros. ITVP Deutschland

Drehbuch: Timo Berndt

Regie: Markus Sehr

Quote: 7,34 Mio. Zuschauer (23,4% MA); Wh.: 5,42 Mio. Zuschauer (17% MA)

EA: 25.02.2017 20:15 Uhr | ZDF

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