Wer hätte das gedacht? Gott ist weiblich und ihn gibt es gleich zweimal – in Gestalt der beiden reifen Frauen Inge und Renate. Die sitzen in der neuen ZDF-Kultur-Comedyserie „Götter wie wir“ auf dem Sofa, flachsen und fauchen sich an und erklären auf vergnügliche, stets respektlose und stellenweise intelligente Weise die Schöpfung der Welt. Was für eine herrlich-pfiffige Idee, ein göttliches Zweigestirn in Bieder-Outfit unkonventionell und unkompliziert die großen Themen der Menschheitsgeschichte – von Adam und Eva (samt dem schwulen paradiesischen Mitbewohner Klaus) über das Casting der Heiligen Drei Könige bis hin zu Jesus Reloaded, der vom Papst wieder gen Himmel zurückgeschickt wird – kompakt und temporeich in 15 Minuten zu erklären. Das ist meist frech und frisch, manchmal auch platt, und die Ausgangs-Idee verbraucht sich leider mit zunehmender Dauer, dann nimmt die Gag-Dichte rapide ab. Aber der ZDF-Digitalableger ist ja auch eine Ideenwerkstatt – und so passt dieser Göttinnen-Spaß hier wunderbar ins Konzept – etwas unausgegoren, aber weg von einengenden Konventionen und multimedial ausgerichtet, denn auch Website und Facebook-Account gehören zum Konzept von „Götter wie wir“
2011 wurde diese Mischung aus Comedyserie und -show gedreht, die Postproduktions-Phase war langwierig und aufwendig. Da große Teile der Aufnahmen vor Greenscreen und in Teilsets entstanden, mussten diese digital ergänzt bzw. komplett virtuelle Räume erschaffen werden. In die Rollen der beiden Göttinnen schlüpfen die Macher selbst: Carsten Strauch und Rainer Ewerrien. Die beiden wandelbaren Schauspieler lieben es, dem Affen reichlich Zucker zu geben, das ist manchmal auch des Guten zuviel. In insgesamt 14 Rollen schlüpfen sie, sind als Moses, Noah, Balthasar oder Jesus zu sehen. Zum Konzept der Serie gehört ein Gaststar pro Folge: Natalia Avelon darf zum Start als Eva witzeln, Christoph Maria Herbst gibt den Pharao und Dieter Moor den Privatsekretär des Papstes. Das ist nicht immer wirklich komisch, bietet aber viele hübsche Details, genau hinzusehen lohnt sich bei diesem Ritt durch die Schöpfungsgeschichte – zu entdecken gibt es so einiges. (Text-Stand: 26.9.2012)