Ein vermeintlicher Sexualstraftäter, nach einem Revisionsverfahren freigesprochen, wird erhängt aufgefunden. LKA-Kommissarin Helen Dorn (Anna Loos) und Partner Gregor Georgi (Matthias Matschke) finden heraus, dass es sich bei dem Vorfall keinesfalls um Selbstmord handelt. Der Freilassung Schneiders hatte bei der Bevölkerung in Meerbusch zum Aufruhr geführt, eine wutentbrannte Bürgerinitiative um Sprecher Farle (Max Hopp) macht sich vor dem Haus des Freigelassenen und dessen Mutter (Gaby Dohm) Luft. Dann gibt es eine weitere Leiche: die für die Freilassung zuständige, als liberal geltende Richterin wird erschlagen. Kurz zuvor hatte sie Helen Dorn kontaktiert, um ihr etwas wichtiges mitzuteilen. Der Tathergang beider Verbrechen weist bald schon auf zwei weitere Morde hin, die vor einigen Jahren begangen und nie aufgeklärt wurden. Damals – Helens Vater (Ernst Stötzner) war noch im Amt war – wurden ein Richter und ein psychiatrischer Gutachter ebenfalls erhängt aufgefunden. Beteiligt an den erfolglosen Ermittlungen war auch der pensionierte Kommissar Becker (Karl Kranzkowski), der sich auffallend für den aktuellen Fall interessiert.
„Der Pakt“ ist der vierte Fall für Helen Dorn und Gregor Georgi. Die beiden bilden letztmals ein Team, denn Matthias Matschke wechselt als Nachfolger von Steffen Groth an die Seite von Claudia Michelsen zum „Polizeirruf 110“. Für Helen Dorn geht es aber weiter – die Folgen 5 und 6 werden derzeit gedreht. Schade, dass Georgi dann nicht mehr dabei ist. Denn die beiden Ermittler scheinen sich langsam gefunden zu haben. Hier Helen Dorn, die auf Intuition setzt, dort Gregor Georgi, der stets rational zu Werke geht. Anna Loos spielt diese unheroische Ermittlern, bei der selbst dann kaum Emotionen sicht- und spürbar werden, wenn ihr Vater in tödliche Gefahr gerät, routiniert und kontrolliert. Matthias Matschke, der Bühne wie Kamera gleichermaßen liebt, im Theater (Wiener Burg, Berliner Volksbühne) wie im Film („Das Zeughaus“) und auch in der Comedy („Pastewka“) zu Hause ist, agiert präzise und punktgenau. Sein Georgi glaubt an Struktur und Dienstanordnungen, weil sie ihm Halt und Orientierung geben. „Das hab ich bei mir selbst geklaut“, sagt Matschke. Er wird fehlen.
Leo P. Ard, ein versierter Vielschreiber und oft auch sehr pfiffig schreibender Krimiautor, weiß wie gutes Gebrauchsfernsehen geht, hat mit „Helen Dorn – Der Pakt“ einen gradlinigen, klassischen Fall kreiert. Ein Einstieg, der gleich Aufmerksamkeit erzeugt und von Regisseur Johannes Grieser effekt- und actionreich umgesetzt wird. Dann die Ermittlungen, solide, aber auch konventionell. Dann falsche Fährten, auch wenn diese – wie im Fall der Liaison des Bürgerwehrchefs mit dem Opfer der Vergewaltigung – ein wenig überkonstruiert geraten sind. Der eigentliche Täter, der in Vergangenheit und Gegenwart gemordet hat, kommt dann etwas unvermittelt daher, wird beinahe aus dem Hut gezaubert. Aber so funktioniert Krimi mitunter. Und auch einen effektvollen, aber nicht reißerischen Showdown hat der der Film zu bieten.
Regisseur Grieser, reihenerprobter Krimispezialist („Tatort“, „Ein starkes Team“, „SOKO 5113“) setzt auf viele bekannte Motive, inszeniert kühl und klar, spielt mit der Möglichkeiten, die ihm das so unterschiedliche Ermittlerduo bietet, und findet eine gelungene Mischung aus Action- und Dialogszenen. Das Besondere aber, das diesen Krimi von den zig anderen Krimis abheben könnte, sucht man vergeblich. So ist „Helen Dorn – Der Pakt“ ein solider Krimi mit einem etwas überkonstruierten Szenario, einem Duo, das keine Zukunft mehr hat und ein paar bekannte Mimen (Dohm, Baumeister, Kranzkowski), die in ihren Rollen erwartbar agieren.