Moni’s Grill

Franz Xaver Bogner, Gruber, Neubauer. Innovativ, aber das Konzept geht nicht auf!

Foto: BR / Günther Reisp.
Foto Volker Bergmeister

„Moni’s Grill“ bietet einen Mix aus realem Talk und fiktionaler Serie. Personality-Plauderei (mit Hella von Sinnen zum Auftakt) trifft Münchner Geschichten – so das Motto von Erfolgsautor und -regisseur Franz Xaver Bogner („München 7“). Das ist neu, innovativ – aber nur der fiktionale Teil kann überzeugen, hier gelingt es Bogner sein unnachahmliches Gespür für Typen und kleine Alltags-Stories auszuspielen. Dem Promi-Talk fehlt die Bindung zur Comedy, der „fremdelt“, würde man in Bayern sagen, ist schlichtweg enttäuschend.

Von ihm stammen die kultige 68er-Serie „Irgendwie und sowieso“, die dieses Jahr ihren Dreißigsten gefeiert hat, die filmische Liebeserklärung ans Münchner Schlachthofviertel „Zur Freiheit“ und die mehrfach preisgekrönte, immer noch erfolgreich laufende Polizeiserie „München 7“. Der bayerische Autor und Regisseur Franz Xaver Bogner ist seiner Zeit oft voraus, er kopiert nicht bekannte Muster, er hat eine ganz eigene, unverkennbare Handschrift und kreiert gern Neues. Und er liebt Experimente. Das gilt auch für seine neue ARD-Serie „Moni’s Grill“. Hier setzt Bogner auf zwei Schauspielerinnen, die auch in „München 7“ feste Größen sind: Monika Gruber und Christine Neubauer. Die mimen die titelgebende Moni und deren Schwester Toni, eigentlich Antonia. „Mir ham zwoa Sachen, Grill und Hausmannskost“ – so beschreiben die beiden Damen gleich zu Beginn der ersten Folge ihre Lokalität im Herzen Münchens. Die ist klein, eng, aber gemütlich, hier gehen Promis und einfache Leute ein und aus. Das klingt nach Altbewährtem im Bogner-Stil, wäre da nicht eine zweite Komponente: In jede Folge ist in die fiktionale Geschichte ein Real-Talk mit einem prominenten Gast eingebunden. Das ist neu, das ist innovativ – aber dieser Teil ist leider auch enttäuschend.

„Moni’s Grill“ heißt das Lokal der Schwestern Moni (Monika Gruber) und Toni Schweiger (Christine Neubauer), die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die eine blond, die andere schwarzhaarig. Die eine liebt das Leben und die Hektik des Gastraumes, die andere die Arbeit in der Küche. Die eine ist frech und vorlaut, die andere ausgekocht und eine leidenschaftliche Köchin. Dritte Frau im Bunde ist die Mama Christa Schweiger, gespielt von Sarah Camp. Sie ist verantwortlich für die Buchhaltung und kümmert sich um die beiden Enkel: Consuela (Hannah Schiller), die leibliche Tochter von Toni, und Hermes (Philipp Franck), den Adoptivsohn von Moni aus einer Ehe. Partnermänner gibt es bei allen dreien nicht. Und wenn, dann bleiben die meist nicht lang. Das starke Geschlecht stört halt nur und wird – wie in Folge 2 der Vermieter des Hauses – nach allen Regeln der Kunst verführt und letztlich über den Tisch gezogen. Und zwischendrin plaudert die Moni mit einem prominenten Gast im Nebenzimmer über Gott und die Welt. Jede Folge fängt im Übrigen gleich an: Der jeweilige prominente Gast kommt aus der U-Bahn heraus und geht direkt zu „Moni’s Grill“.

Moni’s GrillFoto: BR / Günther Reisp.
Das immergleiche Palaver: Monika Gruber & Plaudertasche Hella von Sinnen. Franz Xaver Bogner hat schon Besseres ausgeheckt.

Im Fernsehen wird immer noch viel zu wenig gewagt. „Auf Nummer sicher“ ist das Lieblingsmotto in privaten wie öffentlich-rechtlichen Sendern. Das gilt nicht für Franz Xaver Bogner. Der geht gern neue Wege. Auch in seiner neuen Serie „Moni’s Grill“. Er wagt etwas. Und, nein, er gewinnt nicht, man kann höchstens von einem Teilerfolg sprechen. Zwei Genres für eine Produktion zu mischen – das ist neu und auch innovativ. Personality-Plauderei trifft Münchner Geschichten, Talk vermengt sich mit Serie. Für Bogner passt das zusammen: „Zwei Drittel Fiktion, ein Drittel Talk“ heißt seine Formel. Doch für den Zuschauer ist das stark gewöhnungsbedürftig. Die fiktionalen Geschichten passen, die sind stimmig und typisch Bogner, könnte man sagen. Denn Bogner ist ein Spezialist für schlitzohrige Strizzis, liebenswerte Verlierer, unerschütterliche Lebenskünstler und steife Bürokraten. Er erzählt kleine Geschichten, mit liebevollem Blick fürs Detail und die Charaktere. Die Gruber, die Neubauer und Sarah Camp sorgen für Frauenpower – mit frischem Witz. Bogner hat auch in „Moni’s Grill“ das richtige Gefühl für einen Ort zu einer bestimmten Zeit, verdichtet seine Episoden dramaturgisch geschickt und schreibt immer wieder herrliche Dialoge.

Doch das Lob gilt nur den zwei Dritteln der neuen Serie. Der Rest ist nicht Schweigen, nein, denn die Promi-Gäste quasseln und quasseln. Der Rest wirkt wie ein Fremdkörper. Fiktion und Real-Talk zu vereinen – hier funktioniert es nicht. Aber warum? Monika Gruber hat einen schwierigen Part. Sie darf nicht nur als Moni glänzen, sie muss sich auch als Talkmasterin mühen. Sie kann von Haus aus plaudern, aber hier wirkt das alles sehr hölzern und holprig. Es hätte mehr Unterhaltungswert, wenn die Gruberin zwischendurch aus der „Bunten“ vorlesen würde. Sie fühlt sich sichtbar unwohl in dieser Rolle, die zu wenig Bindung zu ihrem Part im fiktionalen Bereich hat. Es gelingt kaum, Spielhandlung und Talk so zu verschrauben, dass es wirklich Sinn ergibt. Man versucht, thematische Brücken zu bauen, aber das „Fremdeln“ bekommt Bogner nicht weg. Und es liegt auch an den Gästen. In Episode 1 schaut Hella von Sinnen vorbei. Die erzählt seit vielen Jahren in Talkshows immer und immer wieder dasselbe – wie es mit „Dicki“ (Dirk Bach) war und so weiter. Und täglich grüßt da das Murmeltier. Mit ihr mal was anderes zu machen, ihr mal ein paar Sachen rauszukitzeln, die sie so noch nie gesagt hat, das wäre es. Auch in der zweiten Episode ermüdet der Promi-Talk weitgehend: Sonya Kraus spricht angestrengt über Patienten-Verfügung und Organspende. Bogner setzt hier als Kontrast zum fiktionalen Teil auf ein ernstes Thema. Damit es nicht zu schwer wird, moderiert Monika Gruber das Gespräch in ihrer flapsigen, bayerisch pointierten Art.

Doch auch dieser Talk wirkt bindungslos zum Rest der Produktion. In den weiteren Folgen sind dann noch Wigald Boning, die Brüder Elmar und Fritz Wepper sowie die Sportler Georg Hackl (der Hackl-Schorsch) und Felix Loch zu Gast. Der „Mut zum Freiflug“, wie es Bogner nennt, gehört eigentlich belohnt. Doch das allein reicht nicht. Das Konzept geht nicht auf. „Drei Kameras, drei starke Frauen, 30 Minuten“ – das würde funktionieren, wäre da nicht der Talk-Teil. Das gilt für die ersten beiden Episoden. Man ahnt: Es dürfte kaum besser werden. Schade. So muss man sich mit den fiktionalen Szenen trösten. (Text-Stand: 19.8.2016)

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BR

Mit Monika Gruber, Christine Neubauer, Sarah Camp, Hannah Schiller, Philipp Franck; Gäste: u.a. Hella von Sinnen, Sonya Kraus, Fritz & Elmar Wepper, Wigald Boning

Kamera: Theo Müller, Hendrik Jansen

Szenenbild: Michael Wiese

Produktionsfirma: mecom fiction

Drehbuch: Franz Xaver Bogner

Regie: Franz Xaver Bogner

EA: 22.09.2016 23:30 Uhr | ARD

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