Die beiden Grazer Ermittler Sandra Mohr (Miriam Stein) und Sascha Bergmann (Hary Prinz) unternehmen eine Landpartie. Im abgelegenen Mürztal, über dem ominös ein gigantisches Kreuz thront, wurde Walter Fürst von seinem Sohn Clemens (Gregor Kohlhofer) erwürgt im Bett aufgefunden. Die Familie Fürst ist reich, mächtig und sehr einflussreich, allen voran in Person der Matriarchin Pauline (Gisela Schneeberger). Und fromm ist sie auch noch, betreibt sogar einen eigenen christlichen Radiosender. Eine Spur führt zu dem vor nicht allzu langer Zeit ins Tal zurückgekehrten Ex-Knacki Veit Schindler (Julian Weigend). Die Kommissare erfahren von dem gemütlich-behäbigen Ortspolizisten Ferdinand Franz (Holger Schober), dass der vor Jahren Magdalena (Anna Rot), die Frau von Walter Fürst Bruder Hermann (Daniel Keberle), vergewaltigt hat und dafür verurteilt wurde. Der sah sich zu Unrecht beschuldigt. Wollte Veit späte Rache üben? Doch wenig später liegt er tot in seiner Hütte. So müssen die Kommissare die Geheimnisse der Vergangenheit lüften, um die beiden Taten aufzuklären. Dabei spielt auch die Tochter von Magdalena, Anna (Jana McKinnon), eine wichtige Rolle.
Innerhalb der ORF-“Landkrimi“-Reihe, die man als so etwas wie eine Antwort auf den ARD-“Tatort“ sehen kann, zählen die Krimis nach den Romanen von Claudia Rossbacher zu den Höhepunkten. „Steirerkreuz“ ist die bereits dritte Verfilmung nach „Steirerblut“ und „Steirerkind“. Insgesamt hat die Autorin bereits sieben Fälle mit Sandra Mohr und Sascha Bergmann geschrieben. Die nächste filmische Umsetzung ist bereits in Arbeit: „Steirerwut“ läuft dann 2020. Die Geschichte ist als klassischer Krimi aufgebaut. Eine Leiche, eine Handvoll Mordmotive, dann läuft alles auf einen Verdächtige hinaus, der nippelt ab, schließlich eine überraschende Schlusswendung und ein Täter, den die meisten sicher nicht auf der Rechnung hatten. Das ist nicht bahnbrechend. Doch das Entscheidende ist, ob es gelingt, Spannung aufzubauen, Interesse an den Figuren zu wecken und dem Heimatthriller auch Atmosphäre zu geben. Das muss man klar mit ja beantworten.
Wolfgang Murnberger („Kästner und der kleine Dienstag“) hat bei den Wolf-Haas-Verfilmungen, u.a. „Komm süßer Tod“ oder „Silentium“ schon sein enormes Gespür für Roman-Umsetzungen für die Leinwand bzw. den Bildschirm bewiesen. Die Brenner-Krimis mit Josef Hader sind durchweg sehenswert. Das Drehbuch zu „Steirerkreuz“ hat Murnberger gemeinsam mit seiner Frau Maria geschrieben. Und bei der Inszenierung sieht man, wie wunderbar der Regisseur gerade mit ländlichen Gegenden spielen kann. Dieser abgelegene Ort mit dem riesigen Holzkreuz hoch droben auf dem Berg, angeblich das größte der ganzen Welt, das örtliche Bordell, in dem Bürgermeister, Dorfpolizist und der ermordete Holzfabrikant ein uns aus gehen bzw. gingen, die üppigen Wälder, die Holzhütte, in der Veit Schindler wohnt, das sind Schauplätze, die Murnberger bestens zu nutzen weiß, um die Enge, die Biederkeit, die aufgesetzte Gläubigkeit dieses Ortes und seiner Bürger vor Augen zu führen. Wie die Matriarchin Fürst ihre Familie, das Unternehmen, beinahe den ganzen Ort führt und beherrscht, alles tut, um den Schein zu wahren und dabei immer tiefer in den Abgrund steuert, das verleiht diesem Heimatkrimi große Strahlkraft. Gisela Schneeberger spielt diese Pauline so herrisch, dominant, verschlagen, dass es schon fast beängstigend ist. Sie gibt der Figur eine dunkle Grundierung. Die Schneeberger ragt aus einem durchweg stimmigen Ensemble heraus.
Was die Krimireihe auszeichnet, sind auch die privaten Geschichten der beiden Kommissare, die hier längst nicht so aufgesetzt wirken wie in anderen Filmen, in denen man mehr als einen Krimi-Fall erzählen will. Wenn Sascha mit der Kollegin der Spurensicherung Eva Merz (Eva Herzig) zum „Liebesrevival“ ins Bett steigt, wenn Sandra weiter mit Saschas Sohn (Johannes Nussbaum) rumturtelt, der auftaucht, seinem Papa den Koffer vorbeibringt und selbst die Gelegenheit nutzen will, seiner Kletterleidenschaft nachzugehen und Sandra nachzusteigen, dann passt das zu den Figuren, ergibt sich aus den vorherigen Filmen. Das wirkt wie aus einem Guss, da zahlt sich aus, dass Murnberger auch schon die ersten beiden Episoden inszeniert hat. Die Dialoge zwischen den Ermittlern sitzen erneut, sind mal pointiert, aber nie überzogen, Ton und Timing stimmen. Rundum gelungene Krimi-Unterhaltung.