Ein ziemlich schräges Teil ist dieser „Tatort“ aus Ludwigshafen: „Tatort – Tod im All“ ist der erste Science-Fiction-Ausflug im Krimi-Genre hierzulande. Autor-Regisseur Thomas Bohn wagte es, das überaus irdische motivierte Genre mit allerlei seltsamen Begegnungen der dritten Art zu einer „Tatort“-Story zu mixen. Ein Bestsellerautor, der behauptet, Kontakt zu Außerirdischen zu haben, wird vermisst. Er sei ermordet worden, weiß ein geheimnisvoller, anonymer Anrufer. Lena Odenthal ist geneigt, das Ganze als einen cleveren PR-Gag abzutun. Bald tauche der Meister sicher wieder auf – und erzähle seinen Jüngern etwas von einer Reise ins All. Frau Kommissarin glaubt nur an Fakten. „Ich brauche eine Leiche“, sagt sie, derweil sie von intergalaktischen Alpträumen heimgesucht wird. Ihre Leiche soll sie bald haben.
Bohn wollte keinen ernsthaften Science-Fiction-Krimi machen. „Ich glaube nicht an UFO’s, bin aber fasziniert von der Vorstellung außerirdischen Lebens.“ Ist das Krimigenre im Fernsehen ausgereizt? „Keineswegs. Ich wollte mit diesem Film nur sehen, wieweit man innerhalb einer Krimi-Reihe gehen kann.“ Radikal hatte der Ex-Werbefilmer zuletzt in dem „Tatort – Die Kampagne“ mit seiner ehemaligen Zunft abgerechnet. Nun sind die Medien dran. Ob Rundfunk oder Verlagswesen – Öffentlichkeit ist Macht, ist Image, ist Geld. Bohn: „Die technischen Möglichkeiten laden geradezu zum Fake ein.“ Dem Filmemacher geht es aber nicht nur um das Thema, Bohn hat auch Spaß am Spiel mit Zitaten. Anspielungen, wohin man schaut in „Tod im All“. Da mokiert sich ein Freiherr über die „Tatort“-Krimis mit weiblichen Kommissaren, da darf Ulrike Folkerts ihr T-Shirt zu ihrem Kinofilm „Nur über meine Leiche“ tragen, da dringt Nina Hagen in die Alpträume von Lena Odenthal vor, und Dietmar Schönherr ist allein schon durch seine Besetzung Anspielung genug: Er spielte 1966 Major Cliff Allister McLane in der ersten deutschen SciFi-Serie „Raumpatrouille“. Und dass die Kommissarin am Ende mit Hilfe von SWF 3 den Mörder überführt – dieses Kabinett-Stückchen auf den Spuren von Orson Welles ist ein hübscher Spaß. (Text-Stand: 12.1.1997)