Die ZDF-Reihe „Wilsberg“ feiert gleich dreifach „Jubiläum“ – weshalb die überaus gelungene Episode auch gleich so heißt. Zum 25. Mal ermittelt der Münsteraner Antiquar. Leonard Lansink spielt seit 10 Jahren den knuffigen Privatdetektiv (nachdem Joachim Król 1995 einmalig ermittelnd in Aktion war). Und auch die Filmhandlung hält ein launiges Jubiläum parat: Wilsberg trifft sich mit ehemaligen Klassenkameraden zum runden Klassentreffen in einem Hotel im Münsterland. 30 Jahre – aber die Hackordnung funktioniert noch so gut wie damals. Nur, dass der „Klassenversager“ sich am Eröffnungsabend einen ansäuft und den anderen einmal so richtig schön die Meinung geigt. Seinen Ausfall wird er nicht überleben. Wilsberg findet ihn noch in der Nacht tot im Pool. Beim Eintreffen Anna Springers ist die Leiche verschwunden, die Kommissarin dafür umso präsenter – als Wilsbergs Noch-Gattin. Auch Chauffeur Ekki ist zugegen; selbst Alex taucht zwischendurch mal auf („hallo Papa“), um die neuesten Rechercheergebnisse vorbeizubringen. Denn Wilsberg lässt es sich nicht nehmen, undercover zu ermitteln. Doch wer ist der Mörder? Gute Gründe hätten sie alle.
Auch so kann ein Whodunit-Krimi sein: verspielt, gewitzt, pointengesättigt, dialogstark und voller schlüpfriger Doppeldeutigkeiten, mit zarter Melancholie durchsetzt, eine andere Spannung entwickelnd, als sie ernsthafte Denksportkrimis in der Regel erzielen können. Dieser „Wilsberg“-Jubiläumsfall gehört zu jener Sorte Krimis, die sich als Krimis nicht todernst nehmen und bei denen deshalb die gute, alte Agatha-Christie-Ermittlungsmethode kein Glaubwürdigkeitsproblem nach sich zieht. Alles ist Spiel – und doch will man wissen, wer den Mord (es wird nicht der einzige bleiben) begangen hat. Das ist der beste Beweis dafür, dass das Drehbuch von Stefan Rogall und die Regie von Reinhard Münster mit dem dichten Schauplatz und der boulevardesken Tür-auf-Tür-zu-Dramaturgie aufgegangen sind. Die Ausgewogenheit zwischen Spannung und Humor strebten zwar auch die 24 vorherigen Münsteraner Schmunzelkrimis an, doch kaum eine Episode erreichte die Qualität dieses Klassentreffens, bei dem man zudem noch einiges „Neues“ über Wilsberg erfährt. Gemeint ist nicht sein Dasein als Schwuler mit Scheinehe, ein Gerücht, das sich über das ganze Wochenende zieht. Sondern gemeint ist, dass der gute Georg früher eher einer war, der das Wort ergriffen hat, der aufbegehrte, der Klassensprecher war und bei dem die Mädels das Gefühl hatten, er ist einer, dem alles zufliegt. Der arrogante Mario, der ausgiebigst Springer umflirtet, allerdings will schon damals gewusst haben, was der Fernsehzuschauer erst seit zehn Jahren weiß: „Der Georg hatte schon immer einen Hang, sich selbst im Weg zu stehen.“